Japaner mit Fotoapparaten, wohin ich auch gehe

„Seitdem man mich für eine Sehenswürdigkeit hält“, beklagte ich mich bei Frau Schnute, „folgen mir Japaner mit Fotoapparaten, wohin ich auch gehe.“
Ich lächelte müde in Kamera, hinter der ein kleiner Asiate fröhlich vor sich hin grinste, ein Bild nach dem anderen schoss und schließlich das Ergebnis im Display begutachtete. Sein nach oben gestreckter Daumen deutete darauf hin, dass ihm die Bilder gefielen.
„Auch auf die Toilette?“, wollte Frau Schnute von mir wissen, und ich nickte.
„Wenn ich aufs Klo gehe“, sagte ich, „sind sie meistens schon da.“
Frau Schnute schüttelte mitleidig ihren zwar ziemlich kleinen aber dennoch recht hübschen Kopf. „Das … das ist ja furchtbar“, fand sie. „Wie halten sie das nur aus?“
„Nur schwer“, gab ich zu. „Neulich hatte sich einer dieser Japaner sogar in meinem Schrank versteckt. Er drückte just in dem Moment auf den Auslöser seiner Kamera, als ich die Schranktür öffnete. Ich habe mich fürchterlich erschreckt. Wenn auch nicht so sehr, wie letzte Nacht, als eine kindliche Asiatin mit langen, schwarzen Haaren unter meiner Decke auf mich zu krabbelte, als ich gerade versuchte, friedlich einzuschlummern. Das war mal richtig gruselig, wie in einem Horrorfilm.“
„Du lieber Himmel.“ Frau Schnute hielt sich die Hände vors Gesicht. „Kann man denn nichts dagegen machen?“
„Nun ja. Das einzige, was einigermaßen hilft, ist das hier…“ Ich zog einen alten Pappkarton hervor, stülpte mir diesen über den Kopf und blickte traurig durch die beiden Löcher, die ich zuvor in die Pappe gestanzt hatte. „Ein Lösung auf Dauer“, meinte ich jedoch niedergeschlagen, „ist das allerdings nicht.“

Über christian s.

das, was ich hier hinein schreibe, wird dann später für alle sichtbar sein.
Dieser Beitrag wurde unter frau schnute veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

6 Kommentare zu Japaner mit Fotoapparaten, wohin ich auch gehe

  1. Maak sagt:

    jetzt wo ich drüber nachdenke wurden sie tatsächlich immer wenn ich sie getroffen haben von einer asiatin mit fotoapparat verfolgt…!

  2. Meise sagt:

    Seit wann hält man Sie denn für eine Sehenswürdigkeit?
    …und warum?
    Ist Ihnen irgendein lustiger neuer Körperteil gewachsen?

  3. Mr. Frisch sagt:

    kindliche asiatinnen nachts unter der bettdecke.
    ein schelm wer böses dabei denkt B-]

    unendlich frisch

  4. PropheT sagt:

    Versuchen Sie doch mal, einen Kimono zu tragen, Herr Grob. Vielleicht halten die Japaner Sie dann für einen der Ihren und verlieren das Interesse. So ein Kimono trägt sich, so munkelt man, wie ein Kleid, und das kennen Sie ja.

  5. christian s. sagt:

    Vielleicht denken die Japaner dann aber auch nur, ich sei eine Sehenswürdigkeit in einem Kimono. Dann wäre mir nicht geholfen.

    @Mr. Frisch – Sie wollte nur fotografieren. Und ich noch nicht einmal das.

    @Meise – Ich habe einen Buckel bekommen. Aber macht mich das zu einer Sehenswürdigkeit?

    @Maak – Sehen Sie, ich lüge nicht! (Obwohl ich mich an die, die Sie meinen, mittlerweile schon gewöhnt habe.)

  6. kraM sagt:

    Frau Schnute ist nur neidisch. Jeder wäre gern eine Sehenswürdigkeit.

Kommentare sind geschlossen.