Ringo Starr war so eine Art Nashorn und lange Zeit mein bester Freund.
Wir hatten uns in einem Park kennengelernt, als er gerade Gänseblümchen sammelte und ich vor einem Großwildjäger flüchtend über die Wiese flitzte. Ein Betäubungsfeil steckte bereits in meinem Hinterkopf und ein zweiter ragte aus meinem Bein, als ich langsam merkte, wie meine Schritte immer unsicherer wurden, ich erheblich an Geschwindigkeit verlor und sich um mich herum alles zu drehen begann. Wäre ich nicht über Ringo Starr gestolpert und in seinem Korb mit den Gänseblümchen gelandet, und hätte er mich nicht in diesem versteckt gehalten und den Großwildjäger beinhart angelogen, dann wäre ich heute vermutlich noch immer die Attraktion in einem belgischen Zoo, würde mich von rohem Fleisch ernähren und in einem viel zu kleinen Käfig hinter tausend Stäben einsam meine Kreise ziehen.
Ringo Starr und ich wurden schnell die dicksten Freunde. Wir spielten Fangen und Verstecken, Spitz pass auf! und manchmal auch Skat, teilten alles miteinander (außer seine Unterwäsche, die mir ohnehin viel zu klein war, und meine Schokolade, die ich nur ungern teilte) und verbrachten jede freie Minute zusammen. Es war eine sehr schöne Zeit, die fast schlagartig endete, als wir eine Springmaus kennenlernten, die sich Whoopi nannte, meinem Freund den Kopf verdrehte und mir meine heißgeliebte Schokolade klaute, was ich ihr zwar nicht nachweisen konnte, aber dennoch lauthals zur Sprache brachte. Leider glaubte Ringo Starr der kleinen Maus mehr als mir, dachte, ich würde ihm sein neu gefundenes Liebesglück nicht gönnen, und setzte sich mit Whoopi kurzerhand nach Castrop-Rauxel ab.
Das einzige, was mich heute noch an meinen ehemals besten Freund erinnert, ist der Korb mit den längst verwelkten Gänseblümchen, in dem ich mich einst versteckte und heute noch hin und wieder schlafe.