„leinen los“, brüllte der bärtige seemann, was gar nicht nötig gewesen wäre. ich stand nicht mal einen halben meter neben ihm.
„ich…“, begann ich ihn darauf hinzuweisen, dass ich nur passagier auf diesem schiff war, ein zahlender noch dazu. „ich bin…“
„nun machen sie schon die leinen los, leinen los, leinen los“, unterbrach er mich lauthals. er war nun so nah an mich ran gerückt, dass sein mächtiger bart mein gesicht kitzelte.
ich musste nicht lachen.
„ich… ich weiß gar nicht, wie das geht“, sagte ich und machte mich instinktiv noch ein stück kleiner, als ich ohnehin schon bin.
„ich glaub mein walross heißt rosetta.“ der seemann war augenscheinlich außer sich. „was zum heiligen klabautermann machen sie dann hier, wenn sie noch nicht einmal die leinen los machen können?“
„ich… ich mache eine kreuzfahrt“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
„eine was?“, schrie er.
„eine kreuzfahrt“, wiederholte ich kleinlaut.
„ich sollte sie über board werfen, matrose. sie sind hier zum arbeiten. hören sie?“
natürlich hörte ich ihn. er brüllte mir schließlich direkt ins ohr.
„und nicht, um das tolle wetter zu genießen“, fuhr er fort. „was glauben sie eigentlich, was sie hier machen?“ in seiner wut hatte er nicht gemerkt, dass er mir diese frage schon einmal gestellt hatte.
„eine… kreuzfahrt“, sagte ich ein weiteres mal, und der seemann drohte zu platzen. seine augen quollen aus den höhlen hervor und er schnaufte wie ein galoppierender schweinebüffel zur paarungszeit. dann packte er mich an den armen und hob mich mit leichtigkeit hoch, so dass meine füße einen halben meter über dem deck baumelten. ich hatte angst.
„harmstorf, lassen sie ihn wieder runter“, hörte ich eine stimme neben mir sagen. aus dem augenwinkel erkannte ich einen hochgewachsenen mann mit dunkler hose, weißem hemd und einer mütze, auf der in großen buchstaben „kapitän“ stand. es musste sich bei dem mann also um den kapitän des schiffes handeln, schlussfolgerte ich und atmete erleichtert auf.
„aber… das ist ein fauler matrose“, sagte der seewolf.
der kapitän musterte mich, während der seemann mich immer noch hoch hielt.
„oh“, sagte er schließlich. „ich dachte im ersten moment wirklich, dass er einer der passagiere ist.“ der kapitän kratzte sich am kinn. „na gut, harmstorf. dann über board mit dem faulen matrosen.“
„aber ich…“
der seemann grinste mir noch einmal ins gesicht, bevor er mich ohne anstrengung über die reling wuchtete und schließlich ins meer warf.
einem schwarm meerschweinchen habe ich es zu verdanken, dass ich noch lebe.
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- Vögel, die bellen, fliegen nicht.
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ich empfehle: männliche ergüsse
ich empfehle: weibliche gedanken
Meta
Ufff … Nicht auszudenken, werter Herr Grob, wenn er Sie für eine Kartoffel gehalten hätte …
Herzlich
Ihr Erdge Schoss
vermutlich hätte er mich gegessen. aber vorher mit nur einer hand zerquetscht.
Aber Obacht! Schweinchen, egal ob Becher- oder Meerschweinchen, sind hundsgemein und hegen stets Hintergedanken. Selbst als Schweinchenschnitzel lassen sie das Braten nur über sich ergehen, weil sie sich auf die später meist folgenden Pilze freuen. Drogenschweinchen, immer noch besser als Krötenleckerschweinchen, können böse Bauchschmerzen verursachen. Oh Captain mein Captain.
Arrrh.
wohl zu viele drogenschweinchen verspeist?!
Gebratene mit Pilzen und Fritten dazu. Köstlich.
Ich hatte mal eine imaginäre Freundin namens Rosetta. Sie war allerdings kein Walross, sondern ein hermelinfarbenes Stück Holz.
Hach, dass waren noch Zeiten…
was ist passiert mit der guten rosetta? war sie plötzlich… weg?! hm. wäre auf die dauer bestimmt eh nicht gut gegangen.
@walter – und dazu ’ne buddel voll rum.
Mist, da kam ich mit der Kartoffel doch zu spät!
wieso sagt mir meine statistik, dass 40 besuche von ihrer seite kamen????? stalken sie mich, herr grob?
na, das hätten sie wohl gerne.
@meise – wieso, ist sie nun kalt? mist.
Ja Meerschweinchen sind wahrhaftig intelligente Tiere. Schade, dass viele von ihnen beim Thunfischfang in Fischernetzen verenden. Es gibt nichts schöneres als ein Schwarm Meerschweine in freier Wildbahn zu begegnen. Ihre Anmut und das soziale Verhalten dieser possierlichen Tiere ist einmalig in der Welt der Meerschweine.
in der tat.
Nee, schon zerquetscht.
Rosetta hat mich für eine gammelige Teewurst verlassen. Eine holländische, gammelige Teewurst.
oh, das ist natürlich bitter.
@meise – sie können kartoffeln mit nur einer hand zerquetschen?! hu. nicht viele frauen können das. sie sehen mich beeindruckt.
@ronnie – wer einmal mit meerschweinchen geschwommen ist, der weiß, was sie meinen.
Ich denke eher, daß es ein Schwarm Kielschweine war. Das Kielschwein ist der natürliche Feind des Seewolfs, besonders wenn es zu wenig gefüttert wird.
bei nicht wenigen gilt das kielschwein als der wahre könig der meere. ich sehe das auch so.
Äääääh…. Ich sag einfach mal: JA!
cool. (aber erwarten sie nicht, dass ich ihnen die hand gebe.)
Wieso? Haben Sie Kartoffel-Hände?
hm, ja. sehen aber nicht so schlimm aus, wie sie jetzt vielleicht denken.