dem mann seine gans

„fuchs, du hast die gans gestohlen“, sagte der mann betont ruhig, nachdem er mir mit dem finger an die schulter getippt und ich mich zu ihm umgedreht hatte. „gib sie wieder her.“
„was?! ich… ich habe keine gans gestohlen“, sagte ich. „ich habe in meinem ganzen leben noch nie etwas gestohlen“, außer vielleicht der ein oder anderen frau ihre unschuld, fügte ich in gedanken hinzu und schmunzelte dreckig. ansonsten hatten sich meine kriminellen aktivitäten damals auf das umkleben von preisschildern beschränkt, um im budgetrahmen meines taschengelds zu bleiben. „außerdem bin ich kein fuchs“, ergänzte ich, da der mann mich scheinbar für einen hielt, obwohl ich allenfalls schlau wie ein fuchs bin.
„gib sie wieder her“, beharrte der fremde, packte mich am arm und drückte zu.
„au, verdammt. würden sie bitte meinen arm loslassen“, forderte ich den mann um einiges höflicher als angebracht auf, doch er ließ nicht locker. im gegenteil, er verstärkte seinen griff, und ich zuckte vor schmerzen zusammen. „ich habe… ihre gans… nicht.“
der fremde mann glaubte mir anscheinend kein wort. „sonst wird dich der jäger holen, mit dem schießgewehr“, drohte er mir stattdessen.
„sie haben wohl den schuss nicht gehört“, sagte ich, nun ziemlich wütend, und riss mich mit einem plötzlichen ruck los. „sie… sie wahnsinniger.“
ich rieb mir meinen schmerzenden arm und wollte gerade das weite suchen, als sich etwas hartes in meinen rücken bohrte.
„ganz ruhig“, sagte eine stimme hinter mir. „keine bewegung. drehen sie sich langsam um.“
ja was denn jetzt, überlegte ich, umdrehen oder nicht bewegen?
„hören sie nicht? drehen sie sich um.“
ich drehte mich sehr, sehr langsam um, dass es fast den anschein erweckte, ich würde mich gar nicht bewegen.
als ich mich schließlich umgedreht hatte, sah ich einen wirklich kleinen mann, nicht einmal einen halben meter groß, mit einem gewehr, das fast doppelt so lang war wie er selber. er trug eine grüne uniform, in der er ziemlich verloren wirkte, und den hut eines jägers, in dem fast sein kompletter kopf verschwand, so dass ich sein gesicht nicht erkennen konnte. ich hätte mich wahrscheinlich über den knirps lustig gemacht, wenn er nicht mit seinem schießgewehr vor meiner nase rumgefuchtelt hätte. „so, und jetzt geben sie dem mann seine gans zurück“, forderte mich der zwergenhafte jäger auf, und mir wurde schlagartig bewusst, dass ich mächtige probleme bekommen würde, wenn ich den beiden nicht in den nächsten zwei sekunden eine gans präsentieren würde. doch woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Über christian s.

das, was ich hier hinein schreibe, wird dann später für alle sichtbar sein.
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14 Kommentare zu dem mann seine gans

  1. me. sagt:

    manche leute muessen eben zu kriminellen handlungen gezwungen werden…es ist zu ihrem eigenen besten.
    – dreckiges schmunzeln, das moechte ich sehen. geht ja gar nicht.

  2. anshi sagt:

    die gans des mannes!

  3. Luna sagt:

    ich würde sagen, basteln sie sich eine. ich meine eine gans. geht doch schnell und hat man doch auch immer dabei.

  4. Darky sagt:

    „wer sich umdreht oder lacht, kriegt den buckel schwarz gemacht.“ so ging das spiel bei uns weiter. oder war das was anderes? jedenfalls sollten sie mal versuchen ganz schnell im kreis zu rennen. vielleicht gibt der jäger ihnen dann das schießgewehr und sie sind dran.

  5. Herr Schmidt sagt:

    Jetzt kann Sie nur noch Bugs Bunny retten, werter Herr Grob, nur noch Bugs Bunny!

  6. Erdge Schoss sagt:

    Scheint so, werter Herr Grob, als ob sie gans schön in der Klemme steckten …
    Trugen Sie etwa ein Fuchskostüm?

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

  7. Piano sagt:

    Verdammter Fasching sag ich nur. Als ich damals als Rotkäpchen verkleidet war, war ein Rudel Wölfe aus dem münchner Zoo hinter mir her. Gar nicht lustig so etwas.

  8. Ronnie sagt:

    Seine große lange Flinte schießt auf Dich das Schrot, schießt auf Dich das Schrot, dass sich färbt die rote Tinte und dann bist Du tot.

    Hätten Sie mal mit der Maus Vorlieb genommen, Herr Grob.

  9. christian s. sagt:

    ich klaue weder mäuse noch gänse, wirklich.

    @piano – vielleicht waren das ja auch nur als wölfe verkleidete männer, die ihnen an die wäsche wollten?

    @herr schoss – ich trage immer ein fuchskostüm, werter herr schoss. aber alle denken sie immer, ich sei ein hund.

    @herr schmidt – früher habe ich mit den fingern geschnippt, und die bunnies kamen angelaufen. und heute…

    @darky – hm. probieren kann ich’s ja mal. (ist das plumpssack?)

    @luna – sie scheinen schon erfahrungen damit gemacht zu haben. wie wäre es mit einer schnellen bastelanleitung?

    @anshi – … heißt johannes?!

    @me. – ha, geht wohl. ich schmunzel ständig dreckig.

  10. Herr Schmidt sagt:

    …heute trinken Sie mit kleinen Möpsen und selbstverliebten Bloggern Cola Light in Kölner Shisha-Bars.

  11. zoee sagt:

    war keine frau in der nähe?

  12. Meise sagt:

    Warum haben Sie nicht einfach mit „Alle meine Entchen schwimmen auf dem See“ gekontert?

  13. christian s. sagt:

    weil ich mich mit kinderliedern nicht wirklich gut auskenne.
    (das ist doch ein kinderlied, oder?)

    @zoee – hätte das denn was geändert?

    @herr schmidt – so weit ist es schon gekommen.

  14. carla sagt:

    die gans hat ein schlimmes ende genommen
    hab ich neulich bei lidl gesehen. echt verdammt schlimm.
    aber ich bin froh dass sie davon gekommen sind herr grob.
    verdammt froh.
    (sorry, gans)

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