die ohren eines luxes

„ich würde mich freuen, wenn sie auch kommen würden“, sagte ich zu meinem chef, der mich grimmig anschaute. ich hatte ihm soeben mitgeteilt, dass ich schon wieder laut und vor leuten lesen werde.
„und wissen sie, worüber ich mich freuen würde?“, sagte mein chef, „ich würde mich sehr darüber freuen, wenn sie endlich aufhören würden, sich auf lesungen herumzutreiben. sie wissen doch, dass ich nicht viel davon halte, wenn sie sich blamieren. das fällt alles auf das unternehmen zurück. und somit auch auf mich. und das ist das letzte, was ich will“, raunte er mich an.
„aber ich…“
„vielleicht überlegen sie es sich ja noch mal. ist ja auch noch was hin bis zum 18. oktober.“
„ich glaube nicht, dass ich es mir noch einmal überlegen werde“, murmelte ich kaum hörbar.
„was haben sie gesagt?“, fuhr mich mein chef, der anscheinend die ohren eines luxes hatte, an.
„ich meine, vielleicht überlege ich es mir ja noch mal, sir“, sagte ich und verließ in einer unterwürfigen haltung sein büro.

niemals würde ich es mir anders überlegen, schwor ich mir, während ich zornig gegen den getränkeautomaten trat, der sich mal wieder beharrlich weigerte, eine flasche wasser auszuspucken, mein geld aber gerne behielt.

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six:pack

Über christian s.

das, was ich hier hinein schreibe, wird dann später für alle sichtbar sein.
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22 Kommentare zu die ohren eines luxes

  1. Nina sagt:

    Tja. Da wäre ich sogar in der Nähe. Wie’s der Teufel will, ist aber auch grad an diesem Tag irgendeine Verlage-habt-euch-lieb-Party seitens der FF-Buchmesse im Gange, und da muss ich hingehen (hat MEINE Chefin mir befohlen). :-/

  2. zoee sagt:

    er raunte dich an? das würde ich mir aber nicht gefallen lassen! den würde ich eigenhändig zur lesung schleppen und an einen stuhl binden und direkt neben einen lautsprecher positonieren wegen seiner luxohren.

    der alte rauner. das geht ja gar nicht!

  3. vielleicht sollten sie sich das nächste mal ihren chef schnappen und ihn zornig gegen den getränkeautomaten klatschen, nachdem sie ihm eine münze für den automaten abgeluxt haben. dann ist der verlust weniger tragisch.

  4. christian s. sagt:

    würde ich glatt machen. allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass ich dann die längste zeit einen job hatte.

    @zoee – weder er noch ich hätten dann viel spaß an der sache. zumindest ich möchte den aber haben.

    @nina – das ist schade. vielleicht gelingt es ihnen ja, sich in einem unbeobachteten augenblick zu verdrücken. dann würden wir uns sehr freuen.

  5. Frau W. sagt:

    Ihr Chef hat doch überhaupt keine Ahnung, Herr Grob. Jemand, der solche Texte schreibt, kann sich gar nicht blamieren. Ähm… Sie erzählen aber keine Witze, oder?!

    *flüster* Liest Ihr Chef hier mit? Falls ja, würde ich meinen Kommentar evtl. neu formulieren – besonders den ersten Teil.

  6. Kaal sagt:

    Der hat doch nur Angst, dass dir durch die garantierte Aufmerksamkeit ein besserer Job angeboten wird und er einen seiner besten Mitarbeiter verliert.

  7. Herr Schmidt sagt:

    Wenn ich Ihr Chef wäre, würde ich Sie vom 16. bis 19. Oktober an Ihren Schreibtischstuhl ketten, damit Sie sich nicht blamieren, werter Herr Grob.
    …bin ich aber nun mal nicht und deshalb fange ich jetzt an zu weinen, weil ich nicht dabei sein und Ihre großartige Leseleistung hören kann. BUUUUUUUUUÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄH

  8. christian s. sagt:

    herr schmidt, hören sie auf. bitte. ich kann sie einfach nicht weinen sehen.

    @kaal – mein chef hat angst… eine schöne vorstellung.

    @frau w. – eigentlich wollte ich sogar mit einem witz anfangen. um die stimmung ein wenig aufzulockern.

  9. Erdge Schoss sagt:

    Sie müssen da hin, werter Herr Grob!
    Unbedingt!

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

  10. christian s. sagt:

    sie aber auch, werter herr schoss. sie auch.

  11. Herr Schmidt sagt:

    Wie Sie können mich sehen?!? Werter Herr Grob hatten Sie mir nicht versprochen, die Kameras abuzumontieren????

  12. AnA sagt:

    Werter Herr Grob, ich hab gehört, die CERN bastelt gerade an einem Teilchenbeschleuniger. Sollten die das mit dem schwarzen Loch hinkriegen, sollten Sie Ihrem Chef zu Weihnachten vielleicht eine Betriebsbesichtigung in der Schweiz spendieren… ^^

  13. christian s. sagt:

    um ihn dann mal so richtig beschleunigen zu lassen? prima idee.

    @herr schmidt – lassen sie sich ein für allemal gesagt sein, ich halte meine versprechen niemals. niemals.

  14. AnA sagt:

    um ihn dann mal so richtig beschleunigen zu lassen? prima idee.

    Herr Grob, Sie sind einfach zu nett für diese Welt. Ich hätte nämlich eher an eine Abschiebung des Chefs ins dunkle Paralleluniversum auf der anderen Seite des Schwarzen Lochs gedacht. *lach*

  15. btw: die ohren eines luxes werden prinzipiell immer überbewertet…

  16. MC Winkel sagt:

    An dem Abend kann ich leider nicht, wünsche aber viel Spaß.
    Kann aber gerne eine Buddel Gerolsteiner per Post schicken.
    Soll ich?

  17. Nick sagt:

    Na hoffentlich bekommen wir dort auch wieder die Logencouch!! 🙂

    Die Biervernichter werden dann wohl auch da sein! 🙂

  18. christian s. sagt:

    uh, eine couch kann ich nicht versprechen. aber einen stuhl. oder zwei. (und bier für die vernichter.)

    @mc winkel – na klaro.

    @little w. – aber sie sehen lustig aus. das zumindest.

    @ana – das fällt nicht unter mord, oder? dann überlege ich es mir mal.

  19. PropheT sagt:

    …könnt ihr nicht mal weiter im norden vorlesen?

  20. christian s. sagt:

    darf ich an den 01.06. erinnern? da wurde in köln gelesen. und das liegt immerhin nördlicher als hanau. lesungen noch weiter im norden sind mittelfristig aber auch nicht ausgeschlossen…

  21. Meise sagt:

    Der 18. ist ja ein Samstag… Allmählich bekomme ich Lust, vielleicht doch nach Hanau zu düsen… Hmmmm… Ich überleg noch…

  22. christian s. sagt:

    hanau ist immer eine reise wert, frau meise.

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