elefanten auf der flucht

da ich simon fast gar nicht mehr zu gesicht bekomme, seitdem er versucht, seine karriere als helmut gaga in schwung zu bringen, war ich hoch erfreut, als herr schmidt mich fragte, ob ich nicht lust hätte, mit ihm durch köln zu ziehen. das hatte ich, also trafen wir uns am vergangenen samstag in köln, wo wir zu später stunde in einem angesagten tanzlokal landeten.

„ich glaube, ich habe mich verliebt“, säuselte mir herr schmidt ins ohr, und ich wurde augenblicklich rot. damit hatte ich nicht unbedingt gerechnet.
„das ist aber … huh.“ ich lächelte verlegen.
„siehst du die beiden da drüben?“
„was?!“
„die beiden da, auf der tanzfläche.“
ein klein wenig enttäuscht, doch nicht das objekt seiner begierde zu sein, schaute ich zur tanzfläche, wo sich gerade zwei schwergewichtige blondinen zu bekämpfen schienen. erst beim zweiten hinsehen wurde mir klar, dass die beiden gar nicht aufeinander eindroschen sondern einfach nur versuchten, halbwegs sexy zu tanzen. während sich die eine dabei wie ein alkoholisierter waschbär mit gebrochenen beinen bewegte, erinnerte die andere an einen angeschossenen elefanten auf der flucht.
„ich … ich habe die beiden zuerst gesehen“, behauptete ich kurzerhand, und noch bevor herr schmidt die initiative ergreifen konnte, moonwalkte ich elegant zu den beiden tanzwalzen. ich lachte innerlich auf, als ich aus dem augenwinkel erkannte, wie herr schmidt mir fassungslos hinterherblickte. vielleicht reicht es ja in solingen, einfach nur an der tanzfläche zu stehen und cola light zu trinken. hier in köln wollen die frauen, dass man sie erobert. ertanzt.
das tat ich auf eindrucksvolle weise, wobei ich meinen tanzstil dem der beiden frauen kurzerhand anpasste und mich im zuckenden diskolicht bewegte wie ein paarungsbereiter biber auf speed, der sich alle drei sekunden fürchterlich erschreckt. das kam bei den beiden augenscheinlich gut an – sie nahmen mich in ihre mitte und begannen, mich mit ihren ebenso erotisierten wie verschwitzten leibern auf eine ziemlich erregende weise zu zerquetschen.
„ladies, es war mir ein vergnügen“, sagte ich nach drei durchtanzten liedern, verbeugte mich kurz vor den beiden frauen und moonwalkte zurück zu herrn schmidt, der mich wahrscheinlich die ganze zeit neidisch beobachtet hatte. allerdings musste ich feststellen, dass dieser alles andere als neidisch auf mich wirkte und mittlerweile auch nicht mehr ganz so allein war, wie ich ihn zurückgelassen hatte. neben ihm standen nun zwei überaus nett anzusehende junge frauen, die – wie ich mich dunkel erinnerte – eben noch auf der anderen seite der tanzfläche gestanden und sich geschmeidig bewegt hatten – hinter den zwei tanzenden kolossen.
ich kam mir vor wie ein marathonläufer, der soeben festgestellt hat, dass er vor gut und gerne zwanzig kilometern falsch abgebogen war, als mir klar wurde, dass er diese beiden jungen damen gemeint hatte.
„wir wollen gleich weiterziehen“, sagte herr schmidt, nachdem er mir die beiden kurz vorgestellt hatte, „irgendwohin, wo es ruhiger ist. wenn du magst, kannst du mit deinen beiden neuen freundinnen ja mitkommen.“
„meine beiden neuen freundinnen …“, murmelte ich, „ach, weißt du. ich glaube, ich tanze lieber noch etwas. die musik ist gerade ziemlich … gut“, sagte ich, obwohl der dj gerade den ‚mana mana‘-clubmix spielte.
„wie du meinst“, sagte herr schmidt und verabschiedete sich mit den beiden frauen im arm, während ich überlegte, wie ich den zwei tanzenden schwergewichten, die mich seit unserem kleinen tanz nicht mehr aus den augen ließen, entkommen konnte.

Über christian s.

das, was ich hier hinein schreibe, wird dann später für alle sichtbar sein.
Dieser Beitrag wurde unter heiliger bimbam veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

16 Kommentare zu elefanten auf der flucht

  1. Pingback: Herr Schmidt

  2. Kaal sagt:

    Also ich vermute mal, ihr seid doch übereinander hergefallen und habt am nächsten Morgen dann beschlossen, in die Geschichte lieber noch vier Frauen einzubauen. (Ich dachte ja in Köln wär man da offener.)

  3. ker0zene sagt:

    Sie, ähh, Teufelskerl!

  4. Erdge Schoss sagt:

    Meinen Sie, werter Herr Grob,

    es wäre möglich, Ihren aufregenden Tanz in irgendener Form
    in Ihre nächste Live-Darbietung der „6 Herrengedecke“ einzuflechten?

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

  5. christian s. sagt:

    wenn sie es schaffen, werter herr schoss, mir ebenbürtige tanzpartnerinnen auf die bühne zu stellen, sehr gerne.

    @ker0zene – ach ja, ich weiß …

    @kaal – sie glauben wirklich, ich könnte mir so etwas ausdenken?

  6. Kaal sagt:

    Also dem Herrn Schmidt, dem trau ich das schon zu.

  7. Maak sagt:

    ich moonwalke ja auch immer. also ständig. quasi die ganze zeit. allerdings moonwalke ich rückwärts, was zum einen noch viel schwieriger ist als der eigentliche moonwalk und zweitestens aussieht als würde man ganz normal vorwärts laufen. probieren sie es mal aus!

  8. christian s. sagt:

    wenn es genauso aussieht aber viel schwieriger ist – warum laufen sie dann nicht einfach ganz normal vorwärts?

  9. Herr Schmidt sagt:

    Ich finde es total lieb von Ihnen, werter Herr Grob, dass Sie die Wahrheit zu meinen Gunsten verzerren, damit ich mich nicht ganz so mies fühle. Sie sind ein guter Freund.

  10. zoee sagt:

    das verstehe ich nicht. herr schmidt und sie und zwei junge und durchaus willige damen und sie bleiben bei den damen mit den saustallpfosten-beinen? was ist das denn für ein fetisch?

  11. Smikey sagt:

    Also ich muss zugeben, dass beide Varianten der Geschichte ihren Reiz haben. Die von Herr Schmidt, weil sie mich an mich erinnert und die von ihnen Herr Grob, weil sie den Herren Schmidt, also metaphorisch gesehen auch mich, gut dastehen lässt.
    Letztlich komme ich aber zum gleichen Schluss wie Kaal. Sie haben sich gegenseitig gesagt, dass sie sich lieben und sind im Separée übereinander hergefallen.

  12. MC Winkel sagt:

    Sie zwei ziehen jetzt also regelmäßig gemeinsam um die Häuser?!
    Vorsicht mit dem Alkohol!

  13. roesisch sagt:

    War das das Lokal in dem diese neuartige Flatrate angeboten wird und Sie haben FATrate verstanden, Herr Grob?

  14. christian s. sagt:

    ich weiß nicht, wovon sie reden.

    @mc winkel – wir ergänzen uns ja auch prima. der eine sieht gut aus, der andere riecht fantastisch.

    @smikey – mist. jetzt ist es doch noch rausgekommen.

    @zoee – ich wäre das vierte rad am dreirad gewesen. das wollte ich nicht.

    @herr schmidt – ich verzerre hier gar nichts. und die wahrheit schon mal gar nicht.

  15. Johanna sagt:

    Ich weil kein Kind von Ihnen beiden! Sie Teufelskerle.

  16. Pingback: Saturday Night Fever – Was wirklich geschah « JOHANNA SEZ

Kommentare sind geschlossen.