von einem monster gefressen

obel wachte auf, als das monster an seinem bett rüttelte und ihm ins gesicht fauchte. er rieb sich die augen und gähnte kurz.
„du lieber himmel, noch nicht einmal vier uhr“, stellte er nach einem kurzen blick auf seinen wecker fest. dann bemerkte er das monster, das immer noch an seinem bett rüttelte und keine anstalten machte, damit aufzuhören. „junge, beruhig dich mal wieder“, sagte obel und musterte das monster. „was bist du überhaupt?“
„ein monster“, sagte das monster.
„ein ziemlich hässliches noch dazu.“
das hässliche monster machte ein ziemlich dummes gesicht und hörte auf zu rütteln.
„ich bin nicht hässlich“, behauptete es.
„ach nein? hast du in letzter zeit mal in den spiegel geschaut?“, fragte obel.
„äh, nein. das habe ich nicht“, gab das monster zu. „aber wir sind doch alle nicht sehr … schön.“
„also ich bin schön“, fand obel.
„nein. ich meine wir monster. wir sind doch alle nicht sehr schön.“
„hmm, keine ahnung. ich kenne nicht sehr viele monster“, sagte obel. „eigentlich kenne ich gar keine monster. nur dich. und du bist so ziemlich das hässlichste monster, das ich mir vorstellen kann. was sind das da überhaupt für komische dinger an deinem kopf? fühler?“
„tentakel“, sagte das monster. es überlegte. „aber monster müssen doch auch nicht schön sein“, sagte es schließlich.
„ach nein, und wieso nicht?“
„na weil … weil …“
„ja?“
„weil die menschen doch nur angst vor uns haben, wenn wir grauselig aussehen.“
„also ich habe keine angst vor dir.“
„hmm“, meinte das monster. „gar keine angst?“
„nicht die bohne.“
„auch nicht, wenn ich ich fürchterlich fauche?“
„nö.“
das monster dachte angestrengt nach. schließlich sagte es:
„im grunde spielt es doch auch gar keine rolle, wie ich aussehe. weil ich dich ja eh fressen werde.“
„für mich spielt das aber sehr wohl eine rolle. oder glaubst du wirklich, ich möchte von einem monster gefressen werden, das so hässlich ist?“
„ich … äh“, stotterte das monster. „du bist nicht nett.“
„heiliger bimbam, ich bin nicht nett“, lachte obel. „du kommst mitten in der nacht aus meinem schrank gestapft, rüttelst wie ein bekloppter an meinem bett und fauchst mir ins gesicht. ist das etwa nett?“
das monster überlegte.
„nein“, sagte es kleinlaut.
das hässliche monster war ziemlich verwirrt. es konnte sich nicht daran erinnern, mit einem menschen jemals solch eine diskussion geführt zu haben. die meisten menschen reagieren völlig anders, wenn es an ihren betten rüttelt. in der regel kreischen sie. ziemlich laut und ununterbrochen. und auch dann noch, wenn sie in seinem mächtigen magen verschwinden.
„sehr nett hingegen wäre es, wenn du mich endlich weiterschlafen lassen würdest“, sagte obel. „ich habe einen langen tag vor mir.“
das monster kratzte sich mit einer seiner riesigen pranken am kopf. nein, so etwas war ihm noch nie passiert.
„ja. natürlich“, grummelte es schließlich und trottete zurück in den schrank.

Über christian s.

das, was ich hier hinein schreibe, wird dann später für alle sichtbar sein.
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26 Kommentare zu von einem monster gefressen

  1. ALSO… mein Monster nagelt mir immer nächtliche Grundsatzdiskussionen an die Backe.
    Dazu hat es eigens einen kleinen Hocker, den es neben meinem Bett platziert (Wenn’s mal länger dauert!)
    Wenn es dann noch die Lesebrille aufsetzt und mit erhobenem Finger Kant und Nietzsche zitiert, dann isses vorbei mit dem Schlaf.

    Seit einigen Tagen habe ich aber eine CD laufen und der Kopfhörer liegt daneben… : „Dietrich Schwanitz: Bildung“ Sind eigentlich 12 CDs. Da hockt es dann mit verträumt, debilem Blick bis in die frühen Morgenstunden, lauscht den Ausführungen über Kopfhörer und trottet dann erst zurück ins Bücherregal. Hatte ich eigentlich erwähnt, dass es im Bücherregal wohnt?

    Es ist erst auf CD Nr. 3…. der Schlaf für diese Woche scheint gerettet.

  2. stard sagt:

    mein monster ist klein und blond und lässt sich in der regel nicht so leicht abschütteln. aber es ist auch nicht hässlich und wenn man es ganz doll knuddelt gibt es ab und an auch wieder ruhe 🙂

  3. der.grob sagt:

    sie nennen ihre frau monster?! ^^

    @klapsenschaffner – ich kannte mal eine siamesische krückenfliege, die auch immer solche grundsatzdiskussionen führen wollte. ich glaube, ich habe sie aus versehen im schlaf getötet. jedenfalls war sie jetzt schon länger nicht mehr da. vielleicht hat sie sich aber auch einfach nur mit mir gelangweilt.

  4. stard sagt:

    krückenfliegen langweilen sich ja generell sehr schnell, da würde ich mir keine sorgen machen. und um die frage zu beantworten: nur hinter ihrem rücken ^^

    (in diesem speziellen fall meinte ich aber meine tochter, wenn die sonntagmorgens spielen willst gibt es schlimmeres als ~nur~ bettgerüttel ;))

  5. Adel sagt:

    Wenn man den ersten Vokal gegen einen anderen Vokal tauscht z.B. gegen das schöne A und das b einmal an einer unsichbaren Spiegelachse spiegel, dann steht da Adel.

  6. scheibster sagt:

    Aus Obel könnte man aber auch ganz schnell Grobel machen. Wollte ich nur einmal bemerkt haben.

    Ansonsten eine Geschichte, die ich auch meinen Kindern vorlesen würde. Wenn ich denn welche hätte.

  7. Klingt aber alles ein bisschen nach „Monster AG“, oder?

  8. der.grob sagt:

    und auch ein wenig nach „boogeyman“.

    @scheibster – aus obel kann man viele schöne sachen machen, wie bspw. knobelbecher. aber auch weniger schöne. zum beispiel obelix.

    @adel – das kann kein zufall sein.

    @stard – ach, sorgen mache ich mir keine. ist ja nicht so, dass ich die siamesische krückenfliege gemocht habe.

  9. Kerze sagt:

    Die Story ist irgednwie süß:D
    Also, jetzt weiß ich wenigstens was ich zu tun habe, wenn mal wieder ein Monster aus dem Schrank kommt;)

  10. martha sagt:

    Fein, das gehört definitiv zu meinen Lieblingsgeschichten 😉

  11. der.grob sagt:

    und das gehört definitiv zu meinen lieblingskommentaren. 😉

    @kerze – da soll mal einer sagen, hier kann man nichts fürs leben lernen. (und morgen erfahren sie, was sie einem ork sagen müssen, damit er sie nicht abmurkst und verspeist.)

  12. pulsiv sagt:

    ich stell mir grad vor, wie der obel mit der stimme vom franz beckenbauer spricht… und das monster ist ottfried fischer… so ist das für mich verdammt lustich. probiernse mal! 😛

  13. der.grob sagt:

    das ist auch für mich lustig. doch extra für sie werde ich demnächst immer dazu schreiben, mit welchen stimmen die personen, monster und hamster so reden. ^^

  14. medienjunkie sagt:

    haha wie geil. ich frage mich, wie sie immer auf sowas kommen. ^^

    bei mir sind keine monster, wahrscheinlich haben die schon an der tür keinen bock mehr, weil es so unaufgerämt und dreckig ist. oder sie sehen mich im bett und vermuten einen artgenossen und gehen wieder. 😉

  15. Chinaladen sagt:

    Hm, das ist sicher die netteste Geschichte zum Thema: mit Freundlichkeit kommt man weiter!

    Ist das Monster eigentlich dauerhaft ferngeblieben oder kommt es manchmal noch zu Besuch?

    Bitte weiter so, die Geschichten sind dermassen nett, daß ich mir wegen diesem Blog die halbe Nacht um die Ohren geschlagen habe! Meine Monsterbesuche bleiben aufgrund ständiger Beleuchtung schon aus!

  16. b-l-ondgirl sagt:

    Irgendwie musste ich grad an das große, blaue „Vieh“ aus Monster AG denken, DER war süüüß.

  17. der.grob sagt:

    ja. das blaue ding ist ein schönes monster. naja, vielleicht nicht schön. aber auch nicht hässlich.

    @chinaladen – danke. und nein, das monster ist nicht mehr wiedergekommen. allerdings hatte ich nach seinem besuch auch das schild „hässliche monster müssen drinnen bleiben“ an die innenseite meiner schranktür geklebt.

  18. Chinaladen sagt:

    Man kann aber auch wirklich froh sein, daß die Bildungsoffensive auch bei den Monstern angekommen ist! Früher waren die häufig Analphabeten und haben deshalb für viel mehr Ärger gesorgt. Auch das Sozialverhalten ist wesentlich besser – die Kerlchen halten sich an die Regeln… da bin ich doch sehr erstaunt!

    Gut erzogenen Monster haben Sie da!

  19. trainbuk sagt:

    hey, wenn man das „b“ in „obel“ spiegelt und dann um 180 grad dreht, kommt ein schlechtes auto raus.

  20. <°((( ~~< sagt:

    Ah. Oh. Schätze, Deine Monster und meine Monster würden sich gut verstehen. Jedenfalls haben sie ähnliche Sorgen. Vielleicht sollten wir sie miteinander bekannt machen.

  21. <°((( ~~< sagt:

    Schade, der Link hat nicht geklappt. Soll man hier keine Links Posten? Darf ich trotzdem? Tut auch fast nicht weh: http://www.neeneenee.de/goldfischli/sackratte/geisterstunde.html

  22. der.grob sagt:

    doch, einen link pro tag darf jeder posten. und ja, ich denke auch, die würden sich gut verstehen.

    @trainbuk – sie können natürlich nicht wissen, dass ich einen astra fahre.

    @chinaladen – ob es lesen kann, weiß ich gar nicht. deswegen habe ich neben diesem text auch ein bild gemalt, das ein durchgestrichenes monster zeigt.

  23. trainbuk sagt:

    omg, sie armer. also, wenn ich helfen kann… 😉

  24. penny sagt:

    hey, endlich mal was richtig witziges!!! insbesondere, dass das monster einmal lange angestrengt nachdenkt und die pause, die dabei entsteht fand ich fortunentorpeomäßig gelungen. ach, ich fand s heute einfach lustig und gelungen im erzählstil. habe diese seite/blog heute neu entdeckt und freue mich (oder ist mein kommentar schon nicht mehr gewünscht, weil der „beitrag“ schon ne weile her ist?) ähem. ach und ich fand auch das gedicht mit den hut und den männern prima, obwohl es heißt: nee, was stinken die und nicht: ne, was die stinken. betonung liegt auf nee. ee. also: meer, bittee!!!

  25. der.grob sagt:

    wenn sie sich freuen, freue ich mich auch. 🙂

  26. penny sagt:

    🙂

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