drei kilo busen

„hallo“, sagte ich, als ich die metzgerei betrat. hinter der theke stand die wurstfrau und lächelte, als sie mich erkannte. sie hatte einen kranz blutwurst in der hand und sah wie immer zauberhaft aus. wie eine dralle elfe im kittel einer wurstfachverkäuferin, nur ohne spitze ohren.
„hullu hullu“, sagte sie und schnitt geschickt ein stück von der blutwurst ab, während ich ihr unauffällig auf den prallen busen starrte. ich starrte ihr immer auf den prallen busen, wenn sie gerade wurst schnitt und nicht aufpasste, und sie sagte immer „hullu hullu“ zur begrüßung und auch sonst, was sich aufgrund ihrer überaus tiefen stimme ziemlich komisch anhörte.1)
„ich… ich hätte gerne drei kilo busen“, sagte ich in gedanken versunken und errötete nur einen augenblick später, als mir bewusst wurde, was ich da gesagt hatte.
vielleicht hatte sie es ja gar nicht gehört, hoffte ich und wischte mir den auftretenden schweiß mit dem handrücken von der stirn.
„puh, ziemlich warm hier“, meinte ich, als die wurstfrau mich seltsam anblickte. das war natürlich vollkommener quatsch. in der metzgerei war es selbst dann noch angenehm kühl, wenn draußen die hunde vor hitze rückwärts liefen und die singvögel ihre lieder nicht mehr sangen sondern nur noch summten, was sich übrigens – wenn hundert oder mehr vögel gleichzeitig summen – ziemlich bedrohlich anhört.
ich lächelte verlegen.
„hullu hullu?“, fragte die frau hinter der theke, und ich überlegte, ob sie mich gerade tatsächlich gefragt hatte, ob ich mal von ihrem busen kosten wolle.
die wurstelfe zwinkerte mir zu.
ich hatte sie anscheinend richtig verstanden.
„hier? ich meine… jetzt?“
„hullu hullu“, sagte sie in einem tonfall, der keinen zweifel an ihren absichten ließ, und ich lief ein zweites mal rot an.
na gut, dachte ich mir, warum nicht.
ich begann, mehr oder weniger geschickt über die theke zu klettern.2) kaum oben angekommen, fiel ich auch schon auf der anderen seite wieder runter, blieb dabei mit einem fuß an der kasse hängen, die ebenso wie ich auf den boden krachte. anders als ich blieb sie jedoch einigermaßen heil.
„au, verdammt“, stöhnte ich und rieb mir den augenscheinlich gebrochenen arm. ein stück knochen hatte sich durch fleisch und haut gebohrt und sagte der großen weiten welt hallo, während die wurstfrau nur „hullu hullu“ sagte und so ihr mitleid ausdrückte. dann beugte sie sich über mich und drückte mir ihren busen ins schmerzverzerrte gesicht. vielleicht aber gehörte dies auch schon zu dem traum, der mich ereilte, als ich durch die fürchterlichen schmerzen, die ein offener bruch so mit sich bringt, das bewusstsein verlor.

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1) wahrscheinlich aber hätte es sich auch komisch angehört, wenn sie eine nicht ganz so tiefe stimme gehabt hätte.
2) sie fragen sich jetzt sicherlich – und natürlich völlig zurecht -, wieso ich nicht einfach um die theke herum gegangen bin. nun ja, der direkte weg über die theke schien mir in dem moment der kürzeste zu sein.

Über christian s.

das, was ich hier hinein schreibe, wird dann später für alle sichtbar sein.
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11 Kommentare zu drei kilo busen

  1. Meise sagt:

    Herr Grob! Das haben Sie doch alles nur phantasiert, weil Sie nicht mehr klar denken konnten!
    In Wirklichkeit standen Sie immer noch vor der Theke und glotzten der Fleischfachverkäuferin auf den prallen Busen! Ist es nicht so?

  2. Lichtträger sagt:

    Das ist tatsächlich ein wenig hullu, was Ihnen da widerfahren ist. Riskant auch, wo wir uns gerade in einer skandinavischen Wurststube befinden. Den Film Dänische Delikatessen kennen Sie doch, oder? Im übrigen habe ich Sie, einen Vorreiter auf dem Gebiet der literarischen Gattung des Dialogs, mit einem kleinen Stöckchen beworfen. Ich hoffe Sie verübeln mir das nicht.

  3. christian s. sagt:

    gehört habe ich von dem film, gesehen habe ich ihn aber nicht. noch nicht.

    @meise – hey. ich kann immer klar denken. fast immer. meistens. jedenfalls lasse ich mich doch nicht von drei kilo busen so aus der bahn werfen.

  4. Lichtträger sagt:

    Unbedingt nachholen! Insbesondere, wenn Sie sich weiter hinter der Theke rumzudrücken gedenken 😉

  5. FrauVivaldi sagt:

    auch wenns unpassend ist.. mir ist dazu mein lieblings-metzgereien-witz eingefallen:
    herr g. betritt die metzgerei und auf die frage, was er wünsche, antwortet er: 100 g leberwurst von der fetten groben! antwort: die hat heute leider berufsschule…..

    uahhh. kann mich immer noch wegschmeissen über den witz.. uahhha.

  6. Kerze sagt:

    Geduld kann Schmerzen ersparen. Sagt man… wobei ich den Weg über die Theke als die fruchtbareste empfinde ;D

  7. Erdge Schoss sagt:

    In einer Fleischerei mit einer Fleischwunde auffällig zu werden,
    werter Herr Grob – können Sie mich noch hören oder sind Sie
    bereits Mett?

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

  8. Herr Schmidt sagt:

    Mett, werter Herr Schoss; Sie würden sich wundern, was Herr Grob und ich am Sonntag alles über Mett erfahren haben.

  9. Erdge Schoss sagt:

    Hoffentlich nichts, werter Herr Schmidt, was das Catering am 1. Juni betrifft …
    Obwohl eine saftige Mettstulle schon was Feines ist.

  10. Anna sagt:

    Ich dachte immer, das hieße „Hullu Rullu“?
    Tja, so kann man sich täuschen.

    Mir fallen gerade keine Fleischwitze ein, sorry!

  11. christian s. sagt:

    hullu rullu?! oder meinen sie vielleicht hullu lullu?

    @herr schmidt – ALLES.

    @herr schoss – ich war auch schon vorher mett. ein metter kerl, durch und durch.

    @kerze – weiß auch nicht, was mit mir los war. normalerweise bin ich sehr geduldig. aber bei wurst und busen, da macht es dann plötzlich „klick“, und nichts geht mehr.

    @frau vivaldi – mehr davon, mehr davon.

    @lichtträger – das gedenke ich zu tun, ja. ich sollte den film bald mal gucken.

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