ladies nach einem kurzen toilettengang

herr bandini und ich, in einer bar in köln. (wie es wirklich war.)

„herr bandini“, sagte ich, „ich mache das jetzt.“
meine stimme war unkontrolliert laut, was wohl an dem überdurchschnittlich hohen anteil alkohol in meinem blut lag. dieser ließ es auch nicht zu, dass ich mit meinen augen – ansonsten die eines adlers – einen punkt im raum oder herrn bandini fixieren konnte. alles wirkte irgendwie verschwommen und war ständig in bewegung, kreiste pausenlos um mich herum. ich musste mehrere male kurz aufstoßen, wofür ich mich aber sofort entschuldigte.
„das ist vielleicht keine so gute idee“, meinte herr bandini und wirkte vollkommen nüchtern. kein wunder, schließlich nippte er schon den ganzen abend an einem glas wasser.
ich nahm einen weiteren großen schluck bier und dachte gar nicht daran, auf wasser umzusteigen oder meine idee aufzugeben.
„quatsch“, brüllte ich, da mich herr bandini sonst durch den ganzen qualm und lärm, der uns umgab, nicht gehört hätte. „die idee ist klasse“, behauptete ich voller überzeugung. „ich… ich werde die drei jetzt ansprechen. auf der stelle.“
aus dem augenwinkel glaubte ich erkennen zu können, wie herr bandini kurz seine schultern hob und jemanden links von mir verlegen anlächelte, so als würde er sich für etwas entschuldigen. dann wandte er sich mir zu.
„du bist betrunken“, sagte er nüchtern.
„mag sein“, gab ich zu.
„in deinem zustand solltest du nur noch mit personen reden, die dich kennen. und die dich mögen.“ herr bandini machte eine pause. „außerdem wissen die mädels ohnehin schon längst, dass du sie gleich ansprechen willst.“
hm, überlegte ich, warum sollten sie? nur weil sie direkt neben uns sitzen, am gleichen tisch?
„hey.“ ich drehte mich ruckartig zu der jungen dame neben mir um, wobei mein kopf gegen ihre schulter stieß. „weißt du schon, dass ich dich gleich ansprechen werde?“, brüllte ich ihr ins ohr, ein wenig lauter als beabsichtigt.
die junge frau rückte ein stück von mir weg, verzog ihr hübsches gesicht und nickte.
„oh“, meinte ich und schwang meinen kopf wieder in herrn bandinis richtung. „sie muss uns belauscht haben“, vermutete ich. „sie weiß schon, dass ich sie gleich ansprechen werde.“
herr bandini schüttelte den kopf.
„was?“, fragte ich ihn, als eine der drei mädels – ich glaube, es war die in der mitte – plötzlich tierisch laut flüsterte: „also ich finde ihn ziemlich niedlich.“
ich grinste sofort in die richtung, aus der das laute flüstern kam. da ich augenscheinlich ziemlich niedlich bin, konnte sie eigentlich nur mich meinen.
„ich finde dich auch niedlich“, brüllte ich so laut ich konnte der jungen dame neben mir ins ohr, dummerweise der falschen. „oh, nicht dich“, stellte ich sofort klar, „obwohl… hässlich bist du ja auch nicht. du… du hast echt tolle haare und zierliche ohren. wundervoll duftende ohren… ähm, ich meine, duftende haare. wundervoll. und deine brüste… aua, verdammt.“
ich rieb mir die schmerzende stelle an meinem rechten bein, während herr bandini mich nur unschuldig ansah. ich war mir ziemlich sicher, dass er es war, der mir gegen das schienbein getreten hatte. vermutlich war er eifersüchtig auf mich, dem niedlichen womanizer, dem die schnecken hier quasi aus der hand fraßen, während er nur schweigend sein wasser schlürfte.
da sich die fünf liter bier in meiner blase langsam bemerkbar machten, beschloss ich, die konversation mit den drei ladies nach einem kurzen toilettengang fortzusetzen. ich stand auf, zog meinen bauch ein und ging ohne ein wort zu sagen aufs klo.

als ich zurück kam, fehlte vom herrn bandini und den drei mädels jede spur.
ich betrachtete schweigend den verlassenen tisch, als mich etwas an der schulter berührte.
„dein kumpel hat schon bezahlt“, meinte der kellner und versuchte, sich an mir vorbei zu quetschen.
„ist er… er ist doch nicht etwa…?“
„doch, der ist mit den mädels, die hier saßen, weitergezogen. richtung frankfurt, meinte er. aber er wünscht dir noch einen schönen abend.“
„noch einen schönen… abend?!“
„ach, und ich soll dir von ihm ausrichten, dass du nicht so viel trinken sollst“, sagte der kellner, bei dem ich mir umgehend noch drei große bier bestellte, bevor ich mich wieder an den leeren tisch setzte.
als das bier nach dreißig sekunden immer noch nicht vor mir stand, torkelte ich aus der bar. ich war niedergeschlagen und aufgebracht zugleich.
„herr bandini“, rief ich in die nacht hinaus und streckte meine faust in den himmel (es donnerte). „das war nicht fair von dir, hörst du. ganz und gar nicht fair.“

auf dem weg nach hause begegnete ich einem alten mann, der mit affen jonglierte.

Über christian s.

das, was ich hier hinein schreibe, wird dann später für alle sichtbar sein.
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22 Kommentare zu ladies nach einem kurzen toilettengang

  1. Ronnie sagt:

    Was mich (bis auf den alten Mann) noch mehr verwundert, ist die Tatsache, dass das Nichtraucherschutzgesetz schein bar nicht in Köln gegriffen hat.

    Ansonsten bleibt nur ein kleiner Trost: Andere Mütter haben auch Töchter mit duftenden Ohren.

  2. Nina sagt:

    Und ich bin frustriert, weil ich nun immer noch nicht weiß, wer von den beiden Herren nun wie viele Mädels abgeschleppt hat und ob sie überhaupt schon alt genug dafür waren. Die Herren, meine ich.

  3. Meise sagt:

    Wow! Sie können es donnern lassen?
    Alle Achtung!

  4. christian s. sagt:

    ich denke, es war zufall. ich werde aber mal darauf achten.

    @nina – oh, wir sind alt, kann ich ihnen sagen. eigentlich viel zu alt für diesen scheiß.

    @ronnie – und einige töchter haben auch mütter mit duftenden ohren.

  5. Nina sagt:

    @ Meise: Was das Donnern angeht, so würde ich mal behaupten – ohne Herrn Grob zu nahe zu treten oder ihn seines Nimbus berauben zu wollen – dass das nach ungezügeltem Biergenuss keine große Kunst ist.

  6. Meise sagt:

    @Nina:
    Ääääähm, Sie meinen doch nicht etwa ein Donnern, das von hinten kam?

  7. Nina sagt:

    Aber nein. Die Kohlensäure im Bier bewirkt in der Regel frühzeitiges Entweichen der Donnergase aus der Mundöffnung. Was sich sehr schön mit Herrn Grobs erynnienhaftem Weheruf in die Nacht deckt.

  8. Meise sagt:

    *lach*
    Herrlich, liebe Nina! Herrlich!

  9. Bandini sagt:

    Genau so war es (es dient meinem Image sicher, genau das zu sagen, oder?

  10. Meise sagt:

    Hmmm. Der werte Herr Bandini hatte irgendwie eine andere Version des beschriebenen Abends…
    Was mich nun brennend interessiert: Herr Grob! Trugen Sie wirklich ein Johnny-Cash-T-Shirt?

  11. christian s. sagt:

    natürlich. so etwas kann man sich nicht aus den fingern saugen.

    @herr bandini – hm. kommt auf das image an.

    @nina – ich rülpse nie. nicht einmal im zorn. und auch nicht, wenn ich erregt und/oder angetrunken bin.

  12. zoee sagt:

    das klingt nach einem amüsanten mädchenabend! ich würde ja gerne wissen, was diese dazu zu sagen hätten.

  13. Bandini sagt:

    Werte Zoee, ich habe nicht nach Telefonnummern oder Emailadressen gefragt. Wiedersehen war nicht wirklich mein Interesse.

  14. Darky sagt:

    Schade Herr Bandini, mich hätte ein dritte Meinung zu dem Abend auch sehr interessiert.

  15. zoee sagt:

    @bandini: mir ging es auch mehr um die momentaufnahme der weiblichen front. die muss ungleich lustiger gewesen sein.

  16. zoee sagt:

    @darky: sehr elegant!

  17. Herr Schmidt sagt:

    Die Herren Bandini und Grob hatten auf jeden Fall Glück, dass ich krank in meinem Bett lag. Wäre ich, wie geplant, dabei gewesen, wären sie alle beide leer ausgegangen. ^^

  18. Pingback: tod eines zu mittag speisenden » funky jones zwo, huhu

  19. christian s. sagt:

    @herr schmidt – wahrscheinlich hätten sich die mädels dann gar nicht erst zu uns gesetzt, werter herr schmidt, weil dann am tisch zu wenig platz gewesen wäre.

  20. Bandini sagt:

    Mit Herrn Schmidt am Tisch wäre es zwar arithmetisch aufgegangen, aber vermutlich wäre die Grabenkämpfe zu tief geworden. Herrn Grob konnte ich leicht aushebeln (oder er mich?), aber Herr Schmidt wäre ein anderes Kaliber gewesen. Das wäre sichelrich weder in Hern Grobs noch in meinem Interesse gewesen. Oder willst Du Clivia, Herr Schmdt?

  21. Herr Schmidt sagt:

    Sie hätten sich nicht nur an unseren Tisch, sondern auch auf unsere Schöße gesetzt, werter Herr Grob.

    Herr Bandini, so lange ich kein Foto von den Damen zu Gesicht bekommen habe, möchte ich lieber keine Präferenzen äußern. 😉

  22. Bandini sagt:

    Äußerlichkeiten, Herr Schmidt, Äußerlichkeiten. Legen Sie mal Wert auf die inneren Werte und das aufreizende Dekollette.

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