ein wundervoller baum

heute hat mich jacqueline, das stadtbekannte busenwunder, angesprochen, noch bevor ich sie ansprechen oder ihre hupen mit spitzen pfeilen zum platzen bringen konnte.
„oh, hallo“, sagte sie, als sie mich kommen sah. „ist das nicht ein wundervoller baum?“ sie deutete auf den baum, der in dem kleinen garten vor meiner wohnung stand.
ein wundervoller baum? was sollte das denn jetzt? sicherlich ein ablenkungsmanöver, vermutete ich und blieb auf der hut, während sie anscheinend nur augen für den baum hatte und mich gar nicht weiter beachtete. dennoch war ich mir ziemlich sicher, dass sie mich gerade aus dem augenwinkel heraus mit ihren lüsternen blicken auszog.
ich blieb sicherheitshalber zwei meter neben ihr stehen.
„ja, ein… wundervoller baum“, bestätigte ich. „der steht… äh, schon lange hier. glaube ich.“
„was schätzen sie, wie alt dieser baum ist?“, fragte sie unvermittelt, machte allerdings immer noch keine anstalten, mich unsittlich zu berühren.
„ich schätze, ich weiß es nicht.“ mein interesse an bäumen war noch nie sonderlich ausgeprägt gewesen. „vielleicht zehn jahre, oder fünfzehn?!“
das busenwunder schmunzelte über meine antwort. ich lag anscheinend total falsch.
„der baum ist über 350 jahre alt“, sagte sie. „das ist der älteste baum der stadt.“
jetzt wo sie es sagte, der baum sah in der tat schon verdammt alt aus.
„sie… kennen sich anscheinend mit bäumen aus“, sagte ich vorsichtig. wahrscheinlich würde sie jeden moment versuchen, über mich herzufallen.
„ach, ich interessiere mich nur für sie.“
„für mich?!“, platzte es aus mir heraus. „ha, ich wusste es. ich wusste es“, rief ich triumphierend.
jacqueline schaute mich nur irritiert an, während ich die gesten machte, die man so macht, wenn man etwas die ganze zeit über wusste und endlich bestätigt wurde.
„nein“, sagte sie, nachdem ich mich wieder beruhigt hatte. „für bäume. ich interessiere mich für bäume. und für buchengewächse ganz besonders.“
„was? sie… sie interessieren sich gar nicht für… für mich?“, hakte ich nach, nur um sicher zu gehen, ob ich sie auch wirklich richtig verstanden hatte.
jacqueline musterte mich von oben bis unten. dann schüttelte sie ihren kopf und grinste.
„um gottes willen, nein“, lachte sie, während ihre hupen bedrohlich wippten. „für sie doch nicht.“
„oh, ach so“, meinte ich kleinlaut. die sache war mir nun irgendwie unangenehm.
„warum sollte ich mich auch für sie interessieren?“, fuhr sie fort. „sie sehen aus wie ein frosch.“
„ich dachte, ich würde eher aussehen wie… wie bruce willis. oder wie arnold schwarzenegger“, sagte ich. „zumindest hat man mich mal für arnold schwarzenegger gehalten.“
das busenwunder hörte gar nicht mehr auf, über mich zu lachen.
„für arnold schwarzenegger, soso“, wiederholte das busenwunder schmunzelnd. „hast du das gehört?“, fragte sie den baum, der das aber anscheinend nicht ganz so lustig fand wie sie. jedenfalls ließ er keine reaktion erkennen.
„ich… ich muss dann mal“, meinte ich schließlich, bewegte mich rückwärts zur haustür und hoffte nur, dass meine nachbarn davon nichts mitbekommen hatten. das hämische grinsen von herrn bertelskamp, dem hausmeister, der mir freundlicherweise die türe aufhielt, deutete allerdings nicht darauf hin.

Über christian s.

das, was ich hier hinein schreibe, wird dann später für alle sichtbar sein.
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12 Kommentare zu ein wundervoller baum

  1. Phil sagt:

    bauen sie ein busenfreundliches baumhaus, in jenem baum. mit einer hupe klingel an der tür. ein paar bra*vo starschnitte von arni & co. an die wände gepappt und dann sollte es schon hupen klappen. mit der madame.

  2. Nina sagt:

    @ Phil: Verzeihung, aber da liegen Sie total falsch. Wenn er der Dame imponieren will, sollte er keine Poster von Leuten aufhängen, die ihn wie einen Frosch aussehen lassen.
    Hängen Sie also besser Poster von Woody Allen und Marty Feldman auf, Herr Grob! Dann werden Sie im Nu wie ein Prinz erscheinen.

  3. Maak sagt:

    ich hatte mal eine freundin, die dendrophil war… was blöde war, denn mit bäumn kann man(n) einfach nicht mithalten.

  4. zoee sagt:

    oh, jacqueline ist eine baumflüsterin? wer hätte das gedacht.

    du solltest noch einmal über die glückbringende hasenpfote nachdenken. die scheint nicht wirklich zu funktionieren.

  5. Erdge Schoss sagt:

    Musste Herr Bertelskamp, werter Herr Grob, wieder büßen wie neulich
    oder haben Sie diesmal sein Gemächt verschont?

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

  6. Darky sagt:

    hm. das hätte minimal besser laufen können. aber wirklich nur minimal. immerhin ist nichts explodiert.

  7. Meise sagt:

    Tja, da haben Sie sich ja ganz schön verhauen mit Ihrer Annahme, dass das werte Schackeline auf SIE scharf ist! Aber was waren das denn dann für Gesten, die sie immer machte und die Sie fehlinterpretiert hatten?

  8. kleiner.mops sagt:

    Was mich jetzt aber wundert, Herr Grob: Warum versuchen Sie der Frau noch klar zu machen, wie begehrenswert Sie sind, wenn Sie vor gar nicht langer Zeit noch Angst vor ihrer lüsternen Zuneigung hatten. Da wäre ich doch glücklich, dass die Frau nur Hupen…ähm Augen für den Baum hat =]

  9. Nina sagt:

    @ Meise: Zweifellos stand Herr Grob immer vor einem Baum, wenn er Jacquelines Blicke gewahr wurde. Und was er für unzüchtige Gesten hielt, war tatsächlich nur ihre Aufforderung, ihr nicht die Aussicht zu verstellen.

    Schön langsam mache ich mir aber so meine Gedanken. Es ist ja bekanntlich so, dass Männer immer Geschichten erzählen, die sich diametral umgekehrt zur Realität verhalten. Angler fischen jeden Sonntag Moby Dick aus dem Ziegelteich, Duckmäuser sagen jede Woche ihrem Chef ordentlich die Meinung, und Nichtsbringer legen nächtlich die schönsten Weibspersonen flach. Wenn dieses Gesetz auch bei Herrn Grob seine Anwendung findet, muss man anhand seiner Berichte davon ausgehen, dass er tatsächlich ein überaus potenter, gutaussehender und erfolgreicher Liebhaber ist, hinter dem sich sämliche James Bonds der letzten 40 Jahre verstecken können. Gruselig.

  10. Baumkuschler, Herr Grob? Tsk.

  11. Luna sagt:

    wäre jacqueline nicht etwas für herrn bertelskamp? die beiden scheinen mir ein außerordentlich bezauberndes paar zu sein.

    wie gut, dass alles so naturgemäß abgelaufen ist. ich würde sagen, lieber herr grob, abhaken und auf zu neuen taten.

    überaus gespannt
    luna

  12. Meise sagt:

    @nina
    Das wäre natürlich eine Erklärung. 😉
    Und was Ihre Gedanken zu Herrn Grobs Geschichten angeht: wenn Sie recht haben sollten, bekomm‘ ich fast ein bisschen Angst wenn ich an den 1.6. denke… Nicht, dass mich schon allein sein Anblick aus den Socken hauen wird?

    Herr Grob! Was sagen Sie? Muss ich mir einen Sturzhelm besorgen?

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