wahrscheinlich der einzige mensch auf der welt

„du lieber himmel, simon. was ist mit deinen augen passiert?“, fragte ich meinen freund, dessen blutunterlaufene augen verdächtig danach aussahen, als hätte er kurz zuvor versucht, sie mit salzsäure oder zumindest mit essigwasser auszuwaschen.
„ich … habe versucht, sie mit essigwasser auszuwaschen“, meinte simon prompt und stolperte an mir vorbei in die wohnung.
wahrscheinlich hat er auch nur deswegen essigwasser verwendet, weil er gerade keine salzsäure zur hand hatte, überlegte ich, schüttelte den kopf und schloss die tür hinter meinem freund. „das … ist sicher kein angenehmes gefühl“, vermutete ich, und simon nickte.
„oh nein. das ist es ganz und gar nicht“, jammerte er. „ich würde weinen, wenn es nicht so fürchterlich weh tun würde.“
„wieso hast du überhaupt versucht, deine augen mit essigwasser auszuwaschen?“, fragte ich, nachdem simon das sofa gesucht, es nach einer kurzen weile schließlich gefunden und sich auf diesem niedergelassen hatte.
„damit dieses … dieses unerträgliche brennen endlich aufhört“, erklärte mein freund, der wahrscheinlich der einzige mensch auf der welt war, der sich salz in seine wunden reiben würde, um die schmerzen zu bekämpfen.
„unerträgliches brennen?!“, wiederholte ich und ahnte nichts gutes. „simon, was zum geier hast du getan?“

(fortpflanzung folgt)

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viel cooler als buchstaben

wie sie – als regelmäßiger leser dieser seite – sicherlich schon festgestellt haben, erscheinen hier nicht mehr ganz so viele neue texte, wie es früher einmal der fall war. nun, das liegt in erster linie daran, dass mich buchstaben nicht mehr so dolle interessieren, ja schon fast langweilen. teilweise sogar regelrecht ankotzen (entschuldigung). daher werde ich mich ab sofort auf zahlen konzentrieren. zahlen sind ohnehin viel cooler als buchstaben, besonders die primzahlen. hier schon mal ein paar meiner lieblings-zahlen:

6533 6987 13395 25962 39751 65050 65087 227832 258716

am samstag werde ich übrigens meine 500 absoluten lieblings-zahlen vorlesen.
ich hoffe, sie kommen (trotzdem).

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jour fitz / jetzt auch in köln
die wohngemeinschaft (im spielraum) / richard-wagner-str. 39 / 50674 köln
29. mai 2010 / 19:00 uhr

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jour fitz - jetzt auch in köln

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ein waschechter bobbycar-rennfahrer

„und sie sind wirklich ein echter rennfahrer?“, fragte mich die junge dame und zupfte neugierig am ärmel meines blauen rennanzugs, dessen gelbe blitze im neonlicht der bar ziemlich cool leuchteten.
„ja, das bin ich“, gab ich zu. „ein waschechter bobbycar-rennfahrer.“
die frau starrte mich eine weile stumm an, als würde sie abschätzen, ob ich die wahrheit sagte oder sie gerade verhohnepiepeln wollte, während ich sie wie ein bobbycar-rennfahrer anlächelte, charmant und aufreizend zugleich.
„sie … sie meinen das ernst“, sagte sie schließlich, und ich hob zustimmend einen daumen. „das … das ist ja so aufregend“, fand sie und lächelte nun ebenfalls, wenn auch ein wenig schüchtern. „ich wollte schon immer mal mit einem echten rennfahrer …“
ja und das haben wir dann auch getan. an die fünfzig mal.

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apropos bobbycar-rennen. die gerüchte mehren sich, dass am 29.05. in köln – noch vor der lesung – ein großes bobbycar-rennen stattfinden wird. mit dem @vergraemer, der wunderbaren @frauenfuss, mir und vielen anderen. ich halte sie auf dem laufenden. brumm, brumm!

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sie haben einen penisbruch

„ich will ihnen nichts vormachen“, sagte der arzt mit ernster miene. „sie haben einen penisbruch.“
„ich habe einen was?“, stieß ich ebenso entsetzt wie ungläubig hervor.
„einen penisbruch“, wiederholte er nüchtern. „passiert schon mal.“
„aber sie haben sich meinen piephahn doch gar nicht angeschaut“, gab ich zu bedenken, doch der arzt schüttelte nur seinen kopf.
„das muss ich auch gar nicht“, meinte er. „ich erkenne sofort, wenn jemand einen penisbruch hat.“
„aber … aber ich bin doch eigentlich wegen der juckenden stelle an meinem rücken hier.“
„ah ja, die juckende stelle an ihrem rücken. ich würde sagen, das bestätigt meine diagnose. das jucken kommt ganz eindeutig von dem bruch in ihrem penis.“
ich blickte meinen gegenüber eine weile fassungslos an, bevor ich schließlich sagte: „wissen sie, was ich glaube. ich glaube, sie haben einen sprung in der schüssel.“
„und ich glaube, sie haben einen penisbruch“, sagte der arzt ungerührt.
„ich … habe … definitiv … keinen … penisbruch.“
„für einen penisbruch muss man sich nicht schämen“, glaubte der halbidiot in weiß mir sagen zu müssen. „ich hatte auch schon mal einen. und meine frau auch.“
„was?! ihre frau hatte einen penisbruch?“
„na gut. meine frau hatte noch keinen penisbruch“, gab er grinsend zu. „sie würde sich aber auch nicht schämen, wenn sie einen hätte.“
„aber ich … ich schäme mich doch gar nicht.“
„müssen sie ja auch nicht. hier, nehmen sie diese salbe“, der arzt drückte mir eine tube in die hand, „und reiben sie sich damit dreimal täglich ihren rüpel ein.“
„und was ist mit der juckenden stelle an meinem rücken?“
„die meinetwegen auch.“

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phodopus sungorus (82)

„hey, du. kleiner dsungarischer zwerghamster. was machst du da?“
„ich jongliere.“
„ach was. und mit was jonglierst du, wenn ich fragen darf. mit luft?!“
„oh nein. ich jongliere mit drei unsichtbaren plastikbällen.“
„was du nicht sagst.“
„glaub mir, das ist gar nicht so einfach.“
„und für den betrachter auch nicht gerade … aufregend.“
„dann würde ich sagen, du kommst einfach morgen wieder.“
„wieso?“
„morgen werde ich versuchen, mit fünf unsichtbaren plastikbällen zu jonglieren.“

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blau mit gelben blitzen

fünf jahre habe ich mich auf das große bobbycar-rennen vorbereitet. fünf lange jahre. und jetzt erzählt mir simon, dass es wohl nicht stattfinden wird. „der veranstalter hat sich mit den startgeldern abgesetzt“, erzählt er mir. „nach burkina faso, munkelt man.“
verdammter mist. fünf jahre umsonst trainiert. „und was soll ich jetzt mit meinem neuen spezial-anzug machen, den ich mir extra für das rennen habe anfertigen lassen?“, frage ich meinen freund. „maßgeschneidert, schwer entflammbar, blau mit gelben blitzen – hat mich ein heidengeld gekostet.“
„du könntest ihn am samstag in der disco tragen“, meint simon, „und am sonntag in der kirche.“
„ja“, sage ich, „das ist eine gute idee. gott mag gelbe blitze.“

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mit viel wodka jeder kann tanzen

„sie haben etwas gut bei mir“, sagte ich zu frau lopokova, die in der wohnung im erdgeschoss wohnte, und ich hätte sie glatt auf die wange geküsst, wenn diese nicht so behaart gewesen wäre. „vielen, vielen dank.“
ich nahm die kondome aus sackleinen entgegen und verabschiedete mich freundlich.

heute morgen stand frau lopokova vor meiner tür.
„habe was gut bei ihnen“, meinte sie und lächelte mich an. da ihr die meisten zähne fehlten und die, die sie noch hatte, nur noch braune stumpen waren, wirkte ihr lächeln allerdings nicht sehr charmant.
„das … äh, stimmt“, gab ich zu und versuchte, mich nicht von ihrem zahnlosen mund und den behaarten wangen irritieren zu lassen.
„am 15. mai“, fuhr meine nachbarin fort, „sein in grundschule russischer tanzabend. und sie mich begleiten.“
„uh, tanzen?! ich … ich bin ein sehr schlechter tänzer“, log ich ihr ins behaarte gesicht.
„wir dabei trinken wodka“, sagte sie, „viel wodka. mit viel wodka jeder kann tanzen russischen tanz.“
verdammt, da ist mit sicherheit was dran, dachte ich, als mir plötzlich einfiel, dass ich an diesem abend gar nicht konnte, selbst wenn ich wollte. „mir fällt gerade ein“, sagte ich daher, „dass ich an diesem abend in oberhausen bin und vor leuten lesen werde. da kann ich nicht absagen, tut mir leid.“
frau lopokova lächelte mich weiter unheimlich an. „ah, das gar nichts machen. nächster russischer tanzabend sein am 29. mai. da wir trinken wodka und tanzen wild. und vielleicht wir danach machen noch…“
„uh“, unterbrach ich sie gerade noch rechtzeitig, „da werde ich in köln lesen, wahrscheinlich zum allerletzten mal.“
„zu letzten mal“, wiederholte frau lopokova, und ich nickte nur. „das sein gut“, fand sie, „sie dann nicht lesen am 12. juni.“
„das … ähm, stimmt“, gab ich zu, während mir der schweiß aus den ohren floss. „da habe ich noch nichts vor.“
„dann sie jetzt haben was vor“, lachte frau lopokova, und auch ich lachte, doch klang es sehr verzweifelt.

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JourFitz_Oberhausen

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JourFitz_Koeln

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ein rasierter orang-utan auf koks

„hast du eigentlich von diesem geisteskranken nudisten gehört, der am vergangenen dienstag wie ein rasierter orang-utan auf koks durch den supermarkt geturnt ist? der hat sich anscheinend für unsichtbar gehalten und allerlei schräges zeug angestellt. hat sich in die einkaufswagen alter frauen gesetzt, sich und andere mit mehl überschüttet und versucht, mit kohl zu jonglieren. bis die polizei ihn durch den halben supermarkt gejagt hat und schließlich auf die käsetheke treiben konnte, von der er unglücklich gestürzt ist. dabei hat er sich wohl ziemlich schlimm am kopf verletzt.“
„ich … habe von ihm gehört“, sagte ich zu simon, der einen dicken verband um seinen ziemlich schlimm verletzten kopf gewickelt hatte. „nur gut, dass dieser nackte orang-utan nicht durch meine wohnung geturnt ist.“
„uhahuuhuuu“, lachte simon. „eine gruselige vorstellung.“
„o ja“, meinte ich nur, „das ist wirklich eine gruselige vorstellung.“

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doch ich schrie nur

„hallo, ich heiße carl“, sagte der blutegel, der sich an meinem piephahn festgesaugt hatte, doch ich schrie nur.
„ich hoffe es stört sie nicht, wenn ich hier eine weile hängen bleibe und ein wenig von ihrem nektar nasche“, meinte er, doch ich schrie nur.
„schön gemütlich, ist es hier“, fand der egel, doch ich schrie nur.
„viel gemütlicher als dort, wo ich herkomme“, ließ er mich wissen, doch ich schrie nur.
„es kann gut sein, dass ich doch noch ein weilchen länger bleibe“, überlegte der ringelwurm, doch ich schrie nur.
„natürlich nur, wenn sie nichts dagegen haben“, meinte er, doch ich hatte was dagegen.
also riss ich ihn schreiend ab und schleuderte ihn gegen die wand, bevor ich weinend zu boden sank.

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hagere elfe mit glied

„huhuuu, ich bin unsichtbar“, meinte simon, während er wie ein krankes reh auf zwei beinen an mir vorbei in meine wohnung sprang. ich schloss schnell die tür hinter ihm und hoffte, dass ihn keiner meiner nachbarn gesehen hatte. mein freund war splitterfasernackt.
„scheiße, simon. was soll das?“, fragte ich, als er in gebückter haltung um mich herum schlawinerte. doch mein freund lachte nur.
„du siehst mich gar nicht“, behauptete er und begann, mit seinen händen vor meinen augen herumzuwedeln, „hörst nur meine stimme, huhuu.“
„ich sehe leider mehr, als mir lieb ist“, sagte ich, doch mein freund ignorierte meine worte einfach.
„ganz schön gruselig, oder?“, fand er.
„das ist in der tat ganz schön gruselig“, stimmte ich ihm zu. „ich frage mich, wie ich jemals dieses fürchterliche bild aus meinem kopf bekommen soll.“
„hahaa“, machte simon wie ein wahnsinniger, und: „huhuuhuuuu.“ er simulierte mit seinen ebenso dürren wie sichtbaren armen eine windmühle, bevor er sich schließlich die fernbedienung meines fernsehers schnappte, sie in die höhe hielt und mit ihr durch das wohnzimmer stolzierte. „huu. es sieht aus, als würde die fernbedienung schweben“, behauptete mein augenscheinlich dem wahnsinn verfallener freund, „doch in wirklichkeit halte ich sie fest in meiner hand.“
„was du nicht sagst.“
„haahaaa. und gleich werde ich in den supermarkt gehen und lebensmittel durch die gänge schweben lassen. hu, das wird ein spaß.“
„das, mein freund, würde ich an deiner stelle besser nicht tun“, riet ich ihm. „ich sag’s ja nur ungern, aber ich kann dich eigentlich ziemlich gut sehen. und das liegt sicher nicht an meinen außergewöhnlich guten augen.“
simon blieb vor mir stehen und blickte mich eine weile mit ausdruckslosem gesicht an.
dann fing er plötzlich an, breit zu grinsen. „beinahe“, lachte er und zwinkerte mir zu, „beinahe hätte ich dir das abgekauft.“
als er aus meiner wohnung hüpfte und dabei wie eine hagere elfe mit glied aussah, da war ich mir ziemlich sicher: schon bald würde man meinem freund eine unangenehm enge weste anlegen, aus der sich auch unsichtbare nicht befreien können. aber wenigstens, dachte ich bei mir und ließ die tür ins schloss fallen, hat er dann etwas an.

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denn mineralien sind sehr gesund

ich fuhr heute morgen mit der bahn zur arbeit. dort trank ich viele tassen kaffee aber auch mineralwasser, denn mineralien sind sehr gesund. kaffee nicht so sehr. als ich mit meiner arbeit fertig war, fuhr ich zurück nach hause. wieder mit der bahn. (ich habe ein monatsticket.) ende.

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okay, ich gebe es zu. die geschichte ist nicht sehr gut. lassen sie sich aber nicht davon abschrecken und kommen sie am samstag trotzdem zur lesung nach berlin. und am 15.05. zur lesung nach oberhausen. und am 29.05. zur lesung nach köln. und ich verspreche ihnen, ich werde den obigen text nicht lesen. (vielleicht aber singen.)

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jour fitz / der taubenvergrämer lässt bitten
st. oberholz / rosentahler str. 72a / 10119 berlin
17. april 2010 / 20:00 uhr

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JourFitz im St. Oberholz

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angst vor dem bulldozermann

„das machen sie sehr gut“, lobte mich frau schnauber, die versuchte, mir und drei weiteren lernwilligen, unter anderem meinem freund simon, das töpfern von babyelefanten beizubringen.
das mache ich nur, um ein date mit dir zu bekommen, dachte ich, grinste verschmitzt und sagte: „sie sind ja auch eine sehr gute lehrerin“, woraufhin frau schnauber ein klein wenig errötete und schüchtern lachte.
„ich kotze gleich“, murrte simon gerade so laut, dass nur ich ihn verstehen konnte, wobei ich nicht wusste, ob sich sein kleiner emotionaler ausbruch auf mich und meinen gelungenen flirtversuch oder auf das missratene stück babyelefant in seinen händen bezog.
ich beschloss, meinen freund zu ignorieren. „hätte ich damals in der schule so gute lehrer gehabt“, lachte ich, „wäre aus mir sicher auch etwas geworden.“
ich war mir sicher, die frau bereits um den kleinen finger gewickelt zu haben, als simon plötzlich aufsprang. „scheiße. verdammte scheiße, kacke. kackenscheiße“, fluchte mein sonst so ausgeglichener freund und pfefferte das nasse stück ton durch den halben raum, direkt gegen den kopf eines mannes, der mich an einen fleischgewordenen bulldozer erinnerte und aussah, als würde er in seiner freizeit eher mit bären ringen und nicht babyelefanten aus ton formen.
„oh“, meinte simon, während der bulldozermann sich schwerfällig erhob. seine langsamkeit wirkte unglaublich bedrohlich. „das … das tut mir leid.“
„ich glaube, das ist ihm egal“, meinte ich, packte simon, der wie festgetackert den auf sich zukommenden mann anstarrte, und zog ihn aus dem raum, wobei ich frau schnauber im vorbeigehen kurz lüsternd zuzwinkerte. „bis nächste woche. und dann ohne meinen freund hier“, versprach ich ihr, doch frau schnauber reagierte nicht. wahrscheinlich hatte auch sie angst vor dem bulldozermann.

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phodopus sungorus (81)

„hey, du. kleiner dsungarischer zwerghamster. was machst du da?“
„ich lass es wie ein unfall aussehen.“
„oh, und was lässt du wie ein unfall aussehen?“
„das … äh, das kann ich dir nicht sagen.“
„wieso kannst du mir das denn nicht sagen?“
„na, wenn ich dir das jetzt sage, weißt du ja, dass es kein unfall war.“
„hm, da ist wohl was dran.“
„aber es hat nichts mit der toten kuh zu tun, auf der ich sitze.“
„uh, das ist eine kuh? sieht ja schlimm aus. ist die von einem auto überfahren worden?“
„äh… ja, war ein ganz böser unfall. mit fahrerflucht.“

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neben diesem komischen blauen kerl

als ich gestern abend meinen fernseher einschaltete, blickte mir ein kleiner junge aus diesem entgegen und winkte mir zu. ich winkte zurück, und als er anfing, von innen vorsichtig gegen die mattscheibe zu klopfen, fragte ich ihn:
„hallo, kleiner junge. sag, wie bist du in meinen fernseher gekommen?“
der kleine junge begann zwar, seine lippen zu bewegen, doch verstand ich kein wort von dem, was er mir erzählte.
oh, wahrscheinlich ist der arme kerl stumm, überlegte ich, während dieser seltsame handbewegungen machte, so als ob er mich auf etwas aufmerksam machen wollte. allerdings hatte ich keinen blassen schimmer, auf was, und so zuckte ich nur mit den schultern, während der kleine junge etwas ungeduldiger auf seine unsichtbare fernbedienung drückte.
fernbedienung? fernbedienung, hm… ja, natürlich.
ich schnappte mir meine fernbedienung und stellte den ton an meinem fernseher an.
„ich weiß auch nicht, wie ich hier reingekommen bin“, sagte der kleine junge, als ich ihn endlich hören konnte. „ich wollte nur die sesamstraße schauen, und plötzlich sitze ich neben diesem komischen blauen kerl, der mir erklären will, was drüber, drunter und durch bedeutet.“
„du meinst sicher grobi“, erinnerte ich mich an das blaue monster aus der sesamstraße. „na, das ist doch nett von ihm.“
„ja, schon. aber er erklärt es einem immer und immer und immer wieder.“ der kleine junge schüttelte seinen kopf. „ich bin zwar ein kleiner junge“, meinte er, „aber ich bin nicht dumm.“
„du siehst auch nicht dumm aus“, pflichtete ich ihm bei, bevor mich der kleine junge fragte:
„kannst du mich hier vielleicht rausholen?“
„bestimmt“, sagte ich, ging zur abstellkammer, suchte und fand auch gleich meinen alten vorschlaghammer. „geh besser ein stück zurück“, empfahl ich dem kleinen jungen, der sich daraufhin von der scheibe entfernte, während ich ausholte.
mit voller wucht traf der gut 20 kg schwere eisenkopf des vorschlaghammers meinen fernseher, bevor er sich von dem holzstiehl löste und den gesetzen der schwerkraft nachgebend aufs parkett fiel, wo er in einem riesigen loch stecken blieb. „verdammt“, fluchte ich leise.
anders als mein parkettboden hatte der fernseher den schlag überraschenderweise unbeschadet überstanden. allerdings lag der kleine junge nun regungslos im fernseher und blutete ziemlich stark.
ich klopfte vorsichtig an die scheibe. „hallo, kleiner junge?! geht es dir gut?“, fragte ich ihn, doch der junge rührte sich nicht. sein kopf sah aus, als hätte ihn der vorschlaghammer volle möhre frontal erwischt. „oh, das tut mir leid“, entschuldigte ich mich bei ihm, „das wollte ich nicht“, und da mir auf die schnelle nichts besseres einfiel und ich ohnehin schon ziemlich müde war, schaltete ich den fernseher einfach aus.

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kobayashi kurz davor

seitdem herr kobayashi (ein japaner) aufgehört hat, sich hinter den ohren zu waschen, wachsen dort exotische pflanzen. seitdem wird er auch vermehrt von seinen kollegen gemobbt, die das anscheinend sonderbar finden, wohl auch wegen den seltsamen tieren, die in den pflanzen leben und die meiste zeit komische geräusche von sich geben. das ist natürlich schade, denn herr kobayashi ist eigentlich ein ganz netter kerl, der zwar nicht sonderlich hübsch ist aber immerhin angenehm nach exotischen pflanzen riecht und das ganze mit sicherheit nicht verdient hat.
nun war herr kobayashi schon kurz davor, die pflanzen zu entfernen und sich wieder hinter den ohren zu waschen, so wie er es früher immer getan hat. allerdings hätte er damit den vielen tieren, von denen nicht wenige seine freunde geworden sind, ihren lebensraum genommen. und das wollte herr kobayashi, der schon immer ein herz für tiere hatte (außer für schlangen), natürlich nicht. da ist es ihm auch egal, was die kollegen von ihm denken. und das kann es ihm auch sein (meine meinung).

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mit einem besoffenen seemann

„was sollen wir tun mit einem besoffenen seemann?“, rief ich so laut ich konnte, doch keiner antwortete mir. also rannte ich ziellos durch die straßen, blieb schließlich neben einer alten frau stehen und packte sie an den schultern. „was sollen wir tun mit einem besoffenen seemann?“, fragte ich sie lautstark.
die alte blickte mich nur mit großen, fragenden augen an. „junger mann. ich weiß nicht, was sie von mir wollen.“
ich schüttelte sie und brüllte ihr noch einmal ins gesicht: „was sollen wir tun mit einem besoffenen seemann?“
„lassen sie mich auf der stelle los. sie … sie tun mir weh.“
„so früh am morgen!“
„was? wir haben doch bereits mittag. und jetzt lassen sie mich endlich los, sonst rufe ich die polizei.“
ich ließ die frau los, denn sie konnte mir nicht helfen, und lief weiter durch die straßen. hilflos, verzweifelt, den tränen nahe. auf der suche nach einer antwort auf die frage, die mich schon dreiunddreißig jahre lang quälte und langsam in den wahnsinn trieb. what shall we do with a drunken sailor?

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ein mann in meinem schlafgemach

letzte nacht – ich war gerade kurz davor, friedlich einzuschlummern – tauchte plötzlich ein mann in meinem schlafgemach auf, schlug mit seinem kleinen schlägel dreimal gegen eine triangel und räusperte sich kurz aber geräuschvoll. er trug ein kleid aus sackleinen und einen abgewetzten tischtennisschläger um den hals. auf seinem kopf hockte eine vermutlich tote – oder zumindest gut dressierte – taube.
„herr fitz“, sagte ich zu dem mann, denn das war sein name, „welch überraschung.“
„herr fitz“, sagte herr fitz und machte einen knicks, „welch überraschung.“
„ein schönes kleid haben sie da an“, meinte ich, und er drehte sich einmal im kreis, so dass ich es auch von hinten begutachten konnte. „très chic, très chic.“
als er sich wieder zu mir umgedreht hatte, hielt er plötzlich ein plakat in den händen, die in flauschigen bärenfellhandschuhen steckten.
„ah, das plakat zur lesung in berlin“, stellte ich fest. „und was für tolle handschuhe sie da haben.“ ich nahm das plakat entgegen und betrachtete es. „das ist wirklich ein schönes plakat.“
gerade als ich herrn fitz fragen wollte, wieso er mir das plakat nicht einfach per email geschickt hatte, war er auch schon wieder verschwunden, dieser wilde kerl.

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jour fitz / der taubenvergrämer lässt bitten
st. oberholz / rosentahler str. 72a / 10119 berlin
17. april 2010 / 20:00 uhr

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JourFitz im St. Oberholz

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nicht sehr attraktiv

ich saß heute neben der frau, die den felix magath-ähnlichkeitswettbewerb gewonnen hat. ich fand sie nicht sehr attraktiv.
„das kann ich gut verstehen“, meinte sie, als ich ihr dies sagte, „ich finde mich ja selbst nicht gerade schön.“
„aber immerhin – und darauf können sie wirklich stolz sein – haben sie den felix magath-ähnlichkeitswettbewerb gewonnen. ich hätte gegen sie keine chance gehabt“, gab ich zu. das freute die frau sehr.
wir saßen eine weile schweigend nebeneinander, bevor ich zu ihr sagte: „wissen sie eigentlich, dass charlie chaplin einmal an einem charlie chaplin-ähnlichkeitswettbewerb teilgenommen hat und nur den dritten platz belegte?“
„na, immerhin“, lachte die frau, „felix magath hat es noch nicht einmal unter die ersten drei geschafft.“
da musste auch ich lauthals lachen.

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heinz ist in not

„rettet heinz. rettet heinz! heinz ist in not. so helft ihm doch.“
„ja, ich werde ihn retten, ich werde … hoho, moment. nicht so schnell. warum soll ich heinz retten?“, werden sie fragen. natürlich zurecht. warum sollten sie heinz, den sie wahrscheinlich noch nicht einmal kennen, retten?
„wovor überhaupt? und was bekomme ich denn dafür?“ ebenfalls sehr gute und berechtigte fragen. nachfragen, hinterfragen. das ist immer gut. erst fragen, dann handeln. oder besser noch: fragen, vor- und nachteile abwägen, und dann erst handeln. oder eben nicht. das ist ja auch richtig so.
ist das richtig so? muss es doch sein, gut überlegt. man will ja schließlich nicht nass werden.
„wenn ich nicht schwimmen kann, gehe ich auch nicht ins wasser“, rufen sie heinz zu, während dieser mehrere liter wasser schluckt und die starke strömung ihn nach unten zieht. „selbst schuld“, werfen sie ihm vor und machen es für eine gute sicht auf den ertrinkenden den eintreffenden rettungskräften wirklich nicht leicht, an ihnen vorbei zu kommen.
„nein“, sagen sie, schütteln den kopf. sie würden heinz helfen, nicht zögern oder einfach nur gaffen. heinz retten, obwohl sie ihn nicht einmal kennen. auch auf die gefahr hin, dass sie nass werden und sich eine erkältung zuziehen, unter einsatz ihres eigenen lebens und ohne dass sie dafür bezahlt werden, quasi ehrenamtlich. das ist aller ehren wert. denn sie retten damit mehr als ein menschenleben – und dürfen sich dafür einen schicken „ich würde heinz retten“-button basteln und an die jacke heften.

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ein opfer nach seinem geschmack

die abenteuer des jungen indianer grob

[…]

ich lächelte meinen gegenüber trocken an und hielt ihm erneut meine linke wange hin. zwölf mal schon hatte er mir auf die rechte geschlagen, elf mal auf die linke. nicht ein einziges mal habe ich auch nur den hauch einer reaktion gezeigt, war noch nicht einmal zusammengezuckt. auch wenn die schläge des raufbolds immer heftiger wurden und meine wangen mittlerweile brannten wie flambierte eichhörnchen. ich war fest entschlossen, die schläge regungslos über mich ergehen zu lassen. schon bald würde der rowdy die lust verlieren und von mir ablassen, sich ein neues opfer suchen. ein opfer nach seinem geschmack, das heult und wimmert wie ein kleines mädchen, ihn auf knien anfleht, doch endlich aufzuhören.

der hieb in die magengrube traf mich überraschend, trieb mir tränen und pippi in die augen, ließ mich stöhnend zu boden sinken. kaum unten angekommen, brachte ein fuß meine kronjuwelen unangenehm zum klingen und mich zum heulen. ich fing augenblicklich an zu wimmern wie ein kleines mädchen. mit letzter kraft schaffte ich es schließlich, mich halbwegs aufzurichten, kniete nun vor meinem peiniger und flehte ihn an, doch endlich aufzuhören, bevor seine faust ein zwölftes mal meine linke wange traf.

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eine prachtvolle primel

„hattest du schon mal eine freundin, die einen siamesischen zwilling hatte?“, fragte mich mein bester freund simon, und ich überlegte nur kurz.
„ich hatte mal eine freundin, die einen siamesischen kampffisch hatte“, sagte ich. „der konnte mich aber nicht gut leiden, hat mir immer in den piephahn gebissen.“
„in den … piephahn?!“, fragte simon, und ich meinte nur: „ach, das willst du gar nicht wissen.“
das wollte er anscheinend tatsächlich nicht. „jedenfalls habe ich da diese tolle frau kennengelernt, ramona.“
„die einen siamesischen zwilling hat?!“
simon nickte, während ich nach den richten worten suchte. „cool“, meinte ich schließlich. „sieht sie denn … äh, gut aus?“
„oh ja. sie sieht wundervoll aus. auf einer blumenwiese voller welker gänseblümchen wäre ramona eine prachtvolle primel.“
mit blumen kannte ich mich nicht sonderlich gut aus. daher nickte ich nur und sagte: „und ihre siamesische schwester, sieht die auch gut aus?“
simon schaute mich nun verzweifelt an und schüttelte langsam den kopf. „ramona hat keine schwester“, sagte er. „sie hat einen siamesischen bruder.“
„oh. einen … bruder“, wiederholte ich. „das ist natürlich doof. sieht ihr bruder denn wenigstens gut aus?“
„das ist das problem“, seufzte simon und raufte sich das, was von seinem haupthaar noch übrig war. „ihr bruder sieht aus wie … wie johannes b. kerner.“
angewidert verzog ich mein gesicht, spuckte auf den boden und bekreuzigte mich sicherheitshalber. „eure beziehung hat keine zukunft“, offenbarte ich meinem besten freund, der anscheinend schon zu dem gleichen schluss gekommen war und nur traurig nickte.

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phodopus sungorus (80)

„hey, du. kleiner dsungarischer zwerghamster. was machst du da?“
„ich klapper mit den zähnen.“
„weil dir kalt ist?“
„nein, damit ich bedrohlich wirke.“
„aha, verstehe. und … was machst du jetzt?“
„jetzt schlacker ich mit den ohren.“
„um noch bedrohlicher zu wirken?!“
„nein, weil mir kalt ist.“

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er scheint die ganze zeit

immer wenn ich auf toilette gehe, ist da dieser mann, er scheint die ganze zeit zu pinkeln. und da frage ich mich schon, wie ist das überhaupt möglich? schließlich sehe ich ihn immer nur strullern, aber niemals etwas trinken.
manchmal glaube ich, er ist krank. aber dann blicke ich ihn von der seite an und sehe, wie er vor sich hin lächelt. unglücklich scheint er mir jedenfalls nicht zu sein, und schmerzen hat er augenscheinlich keine. nur eben einen unglaublichen, nicht enden wollenden harndrang. vielleicht ist es das selige lächeln der erleichterung, das sich auf seinem gesicht abzeichnet, ich weiß es nicht. und traue mich auch nicht, zu fragen.

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an jody banks

(an jody banks)

ach, jody. wie oft habe ich von dir geträumt, damals, als ich noch ein kleiner junge war, in den wilden 80ern? wie oft bin ich mitten in der nacht hilflos onanierend aufgewacht, habe deinen namen in die dunkelheit gerufen, bis meine eltern kamen und mich säubern mussten? ach, viel zu oft. einmal nur wollte ich colt seavers sein (oder wenigstens howie munson). einmal dich pimpern, nur ein einziges mal.
jetzt endlich, viele jahre später, habe ich die volle geschlechtsreife erreicht. und du, liebe jody, du bist alt.
das leben ist nicht fair.

(kannst dich aber trotzdem mal bei mir melden.)

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der kleine kerl im klo

als ich heute morgen den deckel meiner toilette hochklappte, blickte mir ein kleiner junge traurig entgegen und schniefte leise. auweia, dachte ich, denn sein kleiner körper schien im abflussrohr festzustecken, nur der kopf guckte raus.
da ich ganz dringend mal aufs klo musste, fragte ich den kleinen jungen:
„hallo, kleiner junge. sag, was machst du da in meinem klo?“
„ich … ich habe keine ahnung“, wimmerte der kleine kerl. „eben noch habe ich in meinem bett gelegen und von einem einsamen vogel geträumt, und plötzlich … plötzlich war ich hier.“
„war es denn wenigstens ein schöner traum?“, wollte ich von ihm wissen.
„nein, ganz und gar nicht.“ der kleine junge versuchte, den kopf zu schütteln. „der einsame vogel wurde von einem ballen stroh getroffen, stürzte in die tiefe und wurde kurz darauf von einem maulwurf gefressen.“
„von einem maulwurf?!“, wiederholte ich ungläubig. „das ist aber wirklich kein schöner traum.“
„können sie mich vielleicht hier rausholen“, fragte der kleine junge, während ich noch über den traum nachdachte. er schaute mich dabei so flehend an, dass mir das herz ganz schwer wurde.
„aber bestimmt“, meinte ich, „warte.“ ich lief zur abstellkammer, suchte und fand auch gleich den alten pümpel, der mir schon so oft einen guten dienst erwiesen hatte, und eilte zurück ins badezimmer. „damit sollte es gehen“, machte ich dem kleinen jungen mut.
noch bevor er mich oder meine idee loben konnte, drückte ich dem jungen den roten saugnapf des pümpels gegen den kopf und begann, mit aller kraft zu ziehen, zu drücken und wieder zu ziehen.
„aua“, meinte der kleine junge, und ich zog noch ein wenig fester, bevor ich feststellen musste:
„hm, das geht so nicht.“
„nein?“, fragte der kleine junge.
„nein, leider nicht.“ ich machte zwei flinke handbewegungen, und der pümpel löste sich vom kopf des jungen, eine gigantische druckstelle hinterlassend. „aber ich habe da noch eine andere idee …“
der kleine junge schaute mich hoffnungsvoll an, während ich einfach die klospülung betätigte. kurz darauf war der kleine kerl im klo verschwunden und ich konnte endlich auf toilette.

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zwei kopulierende giraffen

ich spazierte durch die nächtlichen straßen berlins und musste schmunzeln, als ich in einem geschäft für völlig überteuerte möbel eine besonders extravagante stehlampe entdeckte, die mich an zwei kopulierende giraffen erinnerte. ein fremder mann, der komplett in schwarz gekleidet war und mir schon seit geraumer zeit mehr oder weniger unauffällig folgte, blieb nur wenige zentimeter hinter mir stehen. ich versuchte, ihn einfach zu ignorieren und setzte meinen kleinen spaziergang fort, doch als der fremde mir weiterhin an den fersen klebte und keine anstalten machte, einen anderen weg einzuschlagen, drehte ich mich zu ihm um und stellte ihn zur rede.
„hey, sie. warum folgen sie mir auf schritt und tritt?“, fragte ich ihn und bemerkte erst jetzt, dass gesicht und hände des mannes mit schwarzer schuhcreme beschmiert waren.
„ich bin ihr schatten“, erklärte der schwarze kerl fröhlich, was mich aber – obwohl ich sonst eigentlich ziemlich leichtgläubig bin – nicht wirklich überzeugte.
„so so, mein schatten also“, meinte ich nur. „das ist ja mal ein ding.“
der fremde grinste mich breit an, und so sah ich, dass auch seine zähne schwarz angemalt waren.
„sie … sie sind verrückt, oder?“, fragte ich ihn direkt.
„nein, nein. ich bin ihr schatten“, meinte der mann und schaute mich nun verwundert an. „wie kommen sie darauf, dass ich verrückt bin?“
„nun ja“, sagte ich nach kurzem zögern. „vielleicht weil es gleich mitternacht ist und die sonne gerade irgendwo in afrika scheint.“ glaubte ich zumindest. „noch nicht einmal der mond ist zu sehen, so bewölkt ist es.“
der mann starrte in die luft, als würde er den himmel nach sonne, mond und sternen absuchen. „oh, tatsächlich“, meinte er, nachdem er seine suche erfolglos beendet hatte. „dann … dann verschwinde ich jetzt wohl besser.“
„ähm, ja. tun sie das.“
„… und komme morgen früh wieder.“
„nein. kommen sie nicht morgen …“, begann ich zu protestieren, doch da war der schwarze kerl auch schon in einer seitenstraße verschwunden.

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ein ausgetrockneter axolotl mit hasenscharte

„klll…lasse ko…kostüm“, lallte die leicht bekleidete piratenbraut und prostete lennard powolski, dessen großvater einst in den minen von saskatchewan mit seinen bloßen händen uran abbaute, zu.
„oh, vielen dank“, meinte lennard, der gar nicht verkleidet war, und prostete zurück. er nahm einen großen schluck von seinem bier, bevor er schließlich begann, die linke pobacke der besoffenen piratenbraut mit seiner freien hand ausgiebig zu bearbeiten, was der kostümierten frau ein lustvolles kichern entlockte.
hätte sie gewusst, dass lennard auch sonst aussah wie ein ausgetrockneter axolotl mit hasenscharte, und wäre sie ein wenig nüchterner gewesen, vielleicht hätte sie nicht ganz so lustvoll gekichert.
lennard powolski war das egal. er liebte den karneval und die möglichkeiten, die sich selbst ihm in der fünften jahreszeit boten. auch wenn er die lieder, die auch jetzt wieder lautstark aus den boxen dröhnten, alles in allem ziemlich kacke fand.

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phodopus sungorus (79)

„hey, du. kleiner dsungarischer zwerghamster. was machst du da?“
„ich verkleide mich. schließlich steht karneval vor der tür.“
„für mich sieht es so aus, als würdest du dich in grüner farbe wälzen.“
„yep. das gehört zu meinem kostüm.“
„aha. und als was gehst du, wenn ich fragen darf?“
„als schlumpf. als schlaubi schlumpf, um genau zu sein.“
„hm. besonders schlaubi scheinst du mir aber nicht zu sein.“
„was, wieso?“
„weil schlümpfe blau sind, mein kleiner freund, und nicht grün.“

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endlich nacktscanner

in wiesbaden, wo ich am vergangenen wochenende war, ist man der zeit weit voraus. während anderenorts noch diskutiert wird, ob nacktscanner in flughäfen vielleicht ein wenig zu viel des guten sind, die würde des menschen und seine intimsphäre verletzen, ist man in wiesbaden schon zwei bis drei schritte weiter. dort sind nämlich schon heute nacktscanner im einsatz. und zwar in supermärkten, in form von – nicht-wiesbadener werden mir das jetzt wahrscheinlich nicht glauben – attraktiven, nur mit einem schlüpfer bekleideten kassiererinnen, die auf anmutige weise waren vom band nehmen und einscannen, während man versucht, ihnen nicht allzu auffällig auf die blanken hupen schultern zu starren.
die nacktscannerinnen in wiesbadener supermärkten dienen zwar weder der flughafen- noch der supermarktsicherheit, haben aber – wie ich finde – durchaus ihre daseinsberechtigung. jedenfalls werde ich sicher noch öfter zum einkaufen nach wiesbaden fahren. zumindest so lange, bis sie auch hier bei uns endlich nacktscanner einführen.

obwohl mein besuch im supermarkt etwas länger als geplant gedauert hatte – kaum bezahlt, fiel mir ständig etwas ein, das ich noch unbedingt kaufen musste -, habe ich es noch rechtzeitig zur lesung im cloeb frisch geschafft, wo ich viele nette menschen traf, die ich schon kannte oder endlich kennenlernen durfte. und wo ich mit herrn schmidt, silenttiffy und dem taubenvergrämer lesen durfte, was mir ein großes vergnügen war.

merci beaucoup, allen.

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vergraemer liest, grob freut sich

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was macht der frosch?

jaques pompe à érection, der einst das beliebte spiel was macht der frosch? erfand und auch an der entstehung von ein würfelspiel sowie dessen nachfolger oh nein, nicht noch ein würfelspiel seine finger im spiel hatte, hockte an seinem schreibtisch und grübelte.
„spieler … spieler ärgere dich“, murmelte er vor sich hin und fing plötzlich an zu strahlen, wie ein kasachischer grinsekäfer zur paarungszeit, „nicht. nicht … so sehr. mon dieu, das ist es. spieler ärgere dich nicht so sehr.“
jaques klatschte in die hände und fing spontan an zu tanzen, obwohl er zu diesem zeitpunkt noch gar nicht wissen konnte, dass spieler ärgere dich nicht so sehr einmal das meistgespielte spiel der welt werden würde. nur in frankreich, seinem heimatland, wo man seit jeher lieber an sich selber rumspielte, war es nicht ganz so erfolgreich.

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so ein blauer nacktmull

aufgepasst! ich habe mir extra für die lesung am kommenden samstag in wiesbaden einen nacktmull besorgt, den ich blau anmalen und mir dann auf den kopf setzen werde. das ändert zwar nichts an der qualität der texte und lässt mich auch nicht unbedingt besser lesen, aber immerhin sieht so ein blauer nacktmull auf dem kopf ziemlich cool aus.

vielleicht aber werde ich mir auch nur den taubenvergrämer auf den kopf setzen. oder silenttiffy. auf keinen fall aber den herrn schmidt. vor dem habe ich großen respekt. und auch ein klein wenig angst.

ort cloeb frisch / untere albrechtstraße 16 / 65185 wiesbaden
datum 06. februar 2010
zeit ab 20 uhr
unkostenbeitrag 3 euro

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es schneit - jour fitz vs. stijlroyal

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