nur noch tanzend

die welt wäre eine bessere, wenn sich alle menschen nur noch tanzend fortbewegen würden.
– shorty, ausdruckstänzer des jahres 2007

„hey, was ist denn mit dem los?“, fragte ich peter, als sich ein junger kerl dem biergarten, in dem wir gerade saßen, bier tranken und frauen beobachteten, näherte.
„was, wen meinst du?“, fragte peter und gab der kellnerin das zeichen, das man einer kellnerin für gewöhnlich gibt, wenn man gerne zahlen würde. „zahlen“, rief er ihr zu, nur zur sicherheit, falls die kellnerin neu in diesem geschäft war und das zeichen noch nicht kannte.
„na, den typen da, auf der anderen straßenseite“, sagte ich und zeigte auf den typen, den ich meinte.
„ja, den sehe ich. was soll mit ihm sein?“
„findest du nicht, dass er sich irgendwie komisch bewegt?“
peter schaute etwas genauer hin, wobei er seine augen so zusammen kniff, dass sie fast geschlossen waren. ich bezweifelte, dass er in diesem moment sonderlich viel sah.
„ach so, das meinst du. hm. es sieht so aus, als würde er sich in eleganten walzerschritten vorwärts bewegen“, meinte peter und fand es anscheinend in keinster weise seltsam. „kannst du eigentlich walzer tanzen?“, fragte er mich unvermittelt.
„ich… habe es mal gelernt“, gab ich zu. „ist aber schon eine weile her.“
die kellnerin kam zu uns an den tisch, und peter zückte sein portemonnaie, während ich unauffällig den typen beobachtete, wie er gerade an dem biergarten vorbei walzerte, was – wie ich fand – nicht nur sehr merkwürdig sondern auch ziemlich dämlich aussah.
„so, ich muss dann mal“, sagte peter, als er bezahlt hatte, und erhob sich von seinem platz.
„alles klar“, sagte ich, den blick immer noch auf den komischen kerl gerichtet. „wir sehen uns dann nächste woche.“
als peter begann, seinen oberkörper auf eine seltsame weise zu schütteln, die mich an einen paarungsbereiten ameisenbären mit krämpfen erinnerte, hatte er meine volle aufmerksamkeit. ich dachte erst, mein freund hätte einen epileptischen anfall und starke schmerzen. doch er strahlte wie ein überglücklicher schneekönig. seine füße bewegten sich flink über den boden. dann lachte er und warf seinen kopf nach hinten. und wieder nach vorne. und auch zur seite.
„was…?“, fragte ich.
„lambada“, keuchte peter, denn er war schon nach wenigen augenblicken ziemlich aus der puste. „bis… bis nächste… woche dann.“
ich schaute meinem freund ungläubig hinterher und bemerkte erst gar nicht die kellnerin, die neben mir wartete und ungeduldig einen stepptanz aufführte, als wäre sie fred astaire und ginger rogers in einer person.
„wollen sie auch zahlen?“, fragte sie, doch ich reagierte nicht. „hallo, hören sie mich?“
ich hörte sie zwar, doch konnte ich meinen blick nicht von der attraktiven jungen frau abwenden, die hinter der steppenden kellnerin wohl so eine art mokunanesischen balztanz aufführte, immer wieder laut aufstöhnte und schließlich mit einem ententanzenden mann um eine ecke verschwand.
„ich denke, ich… ich brauche jetzt noch ein bier“, sagte ich, und die kellnerin begann, in richtung theke zu steppen.

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besonders auf asphalt

welche hunde brauchen kaum auslauf?

sehr geehrter fragensteller. vor einiger zeit ist es einem freund von mir gelungen, hunde zu züchten, die keine beine haben. diese „hunde ohne beine“, wie er sie genannt hat, brauchen gar keinen auslauf. allerdings brauchen diese hunde – wenn sie vorhaben, doch einmal mit ihm vor die türe zu gehen – ein kleines rollbrett unter ihrem beinlosen körper. ansonsten kann es für einen hund ohne beine nämlich überaus schmerzhaft werden, wenn sie ihn an einer leine hinter sich her schleifen. besonders auf asphalt. und abgesehen davon, dass er davon mit sicherheit nicht begeistert sein wird, wird er anschließend auch nicht mehr sonderlich gut ausehen. aber wie gesagt, prinzipiell brauchen hunde ohne beine keinen auslauf. sie sollten allerdings darauf achten, ihn hin und wieder in eine schüssel zu stellen. oder auf den balkon, sonst pieselt er nachher noch auf das sofa oder halt dorthin, wo sie ihn gerade hingelegt haben. und aus eigener erfahrung kann ich ihnen noch sagen, dass hunde ohne beine – anders als andere hunde – nur sehr schlechte schwimmer sind (r.i.p., legless rufus!).

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eine klassische win-win-situation

wenn eine lesung ansteht, dann macht man sich ja schon so seine gedanken darüber, was man denn im rahmen dieser lesung zum besten geben möchte. zumindest sollte man das. ansonsten steht oder sitzt man am abend der lesung auf der bühne vor zahlreichen erwartungsfrohen gesichtern, blickt verlegen auf den boden oder an die decke, überlegt, ob es jetzt vielleicht zu spät ist, die lesung abzusagen, kommt schließlich zu dem schluss, dass es in der tat schon zu spät dafür ist, und überlegt schnell, ob es irgendwer mitbekommen würde, wenn man sich heimlich zur hintertür rausschleicht. und das alles nur, weil man sich nicht vorher überlegt hat, was man denn überhaupt vortragen möchte, und dementsprechend auch nichts dabei hat. das ist dann nicht nur äußerst unprofessionell, sondern auch ziemlich peinlich. und ärgerlich, zumindest für die angereiste zuhörerschaft. tja, und da ich weder sie noch mich in solch eine situation bringen möchte, mache ich mir schon so meine gedanken darüber, was ich denn am 01.06. und am 28.06. vorlesen könnte. (zumindest habe ich mir fest vorgenommen, mir diese gedanken noch zu machen. und zwar rechtzeitig.)

vielleicht können sie mir ja auch ein wenig dabei helfen, in dem sie einfach auf die frage, was sie denn gerne hören würden, antworten. also: gibt es den ein oder anderen text, der aus irgendeinem grund bei ihnen hängen geblieben ist, und der es in ihren ohren wert ist, vorgelesen zu bekommen? dann teilen sie mir dies doch bitte mit.
(wenn wir schön viele zusammen bekommen, spare ich mir so eine menge arbeit, und sie bekommen die texte zu hören, die sie auch hören wollen. eine klassische win-win-situation, würde ich sagen.)

kommen sie aber bitte nicht auf die idee, sich einen „phodopus sungorus„-text auszusuchen. glauben sie mir, sie wollen nicht hören, wie ich meine stimme auf eine makabere art und weise verstelle, so dass sie zumindest annähernd der eines zwerghamsters gleicht. okay. vielleicht wollen sie gerade das. aber ich – bitte haben sie dafür verständnis – möchte das nicht.

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leben in einem luftballon

„… und irgendwann platzt der ballon, und der junge stirbt.“
norbert schaute mich komisch an, sagte aber kein wort.
„und, was hältst du von der idee?“, fragte ich.
„also, ich weiß nicht.“
„du magst das ende nicht!?“
„hm.“
„du… du magst also die idee nicht?“
„ich mag die idee… irgendwie“, meinte norbert. „ein buch über einen jungen zu schreiben, der sein ganzes leben in einem luftballon verbringt, mit all den komplikationen, die solch ein leben mit sich bringt, doch… ich denke, darauf ist noch keiner gekommen.“
ich nickte. ich fand meine idee ohnehin ausgesprochen gut.
„aber um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, dass irgendwer das buch lesen wird.“
„du zweifelst also an dem kommerziellen erfolg meines buches?“
norbert rieb sich das kinn.
„so kann man es sagen, ja“, sagte er zögerlich. „ich denke nicht, dass es sich verkaufen wird.“
„wieso?“, fragte ich.
norbert schaute mich eine weile schweigend an, bis er schließlich sagte: „kennst du das buch über das mädchen, das ihr ganzes leben in einer flasche verbringt, bis diese schließlich durch ein dummes missgeschick umgestoßen wird, zerbricht, und das mädchen daraufhin stirbt?“
„nie davon gehört“, gab ich zu. „obwohl die idee zweifelsohne gut ist.“
„das buch habe ich geschrieben“, sagte norbert, was mich überraschte. ich hatte nicht gewusst, dass norbert bücher schrieb. „und jetzt rate mal, wie oft sich dieses buch verkauft hat.“
„keine ahnung“, sagte ich. „viele male?“
„ganze zwei mal“, sagte norbert. „meine mutter hat ein exemplar für sich gekauft, und noch eins, das sie irgendwann einmal verschenken wollte, aber bis heute nicht verschenkt hat.“ er machte eine pause, die er dazu nutzte, mich eindringlich anzuschauen. „verstehst du, was ich dir damit sagen möchte?“
ich überlegte kurz. und verstand.
„hm, vielleicht hast du recht“, sagte ich. „das buch sollte wirklich nicht mit dem tod des jungen enden. ein happy end würde sich mit sicherheit besser verkaufen. der junge könnte ja am schluss mit dem luftballon zum mond fliegen und dort noch ein langes, glückliches leben führen. oder… oder ein mädchen kennen lernen, das sich in ihn verliebt, und das schließlich zu dem jungen in den ballon steigt. und gemeinsam fliegen sie dann in dem luftballon zum mond… ja, ich denke, das ist ein tolles ende.“
ich strahlte aufgeregt, während norbert als zeichen seiner zustimmung nur langsam den kopf schüttelte.

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aus einem grund

liebe mich nicht zum spaß, mädchen.
lass mich der eine sein, mädchen.
liebe mich aus einem grund.
lass liebe dieser grund sein.

wer sich ein wenig mit grindcore auskennt, wird diesen klassiker des gepflegten krachs sofort erkennen. und der erste, der den song erkennt und dann auch noch hier nennt, darf mir auch dieses mal wieder fünf überdurchschnittlich lustige begriffe nennen, die ich dann in einer sensationellen geschichte verarbeiten werde.
(wer den song nicht kennt und googlet, um dann mit vorgetäuschtem musikwissen zu protzen, riecht nach rosenkohl.)

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phodopus sungorus (58)

„hey, du. kleiner dsungarischer zwerghamster. was machst du da?“
„ich kopuliere.“
„gehören dazu nicht mindestens zwei?“
„nein. hamster können auch alleine kopulieren.“
„hm. bist du sicher, dass du kopulieren meinst, und nicht onanieren?“
„natürlich bin ich mir sicher. ich würde niemals onanieren.“
„und was war heute morgen? und gestern abend? und letzten freitag, als du dachtest, ich sei auf der arbeit?“
„du warst gar nicht auf der arbeit?“
„nein. ich war die ganze zeit hier.“
„oh, da… da habe ich mich nur geputzt. nachdem ich einige male… kopuliert habe.“

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kein vogel wollte ihn fressen

slobberball jim, der marienkäfer ohne flügel, hockte auf einem blatt und wartete darauf, dass ein vogel kam, um seinem traurigen leben endlich ein ende zu bereiten. denn slobberball jim hatte weder flügel noch freunde, wobei zweiteres zu einem großen teil an ersterem lag, und daran, dass er einem winzigen, dreckigen schneeball nicht unähnlich sah.
doch kein vogel wollte ihn fressen. nicht einmal hardy der mistfink, der sonst alles fraß.
das machte slobberball jim noch trauriger, als er ohnehin schon war.
er überlegte gerade, ob es eine gute idee wäre, sich von dem blatt in die tiefe zu stürzen, oder ob er sich dabei doch nur alle beine brechen und dann gar nicht mehr von der stelle kommen würde, als plötzlich herr kaminski auftauchte und vor dem strauch stehen blieb.
herrn kaminski, der eine atemschutzmaske trug, gehörte der garten und der strauch mit dem blatt, auf dem slobberball jim hockte. ihm gehörte auch der kanister, den er auf dem rücken trug, und das pestizid, das sich in dem kanister befand, und mit dem er nun den strauch großzügig bestäubte. dass er auch slobberball jim bestäubte, bekam herr kaminski gar nicht mit.

als herr kaminski zu dem nächsten strauch ging, war slobberball jim schon längst nicht mehr am leben. dieser hockte irgendwo auf einer wolke, die nur für ihn und der kleinen harfe, die neben ihm lag, platz bot.
slobberball jim fragte sich, wie er denn nur ohne flügel hier wieder runter kommen sollte, und ob das nun tatsächlich der himmel für marienkäfer war oder doch nur die hölle.
er blickte vorsichtig über den rand der wolke und sah weit und breit nur helles nichts. sonst nichts. hier kam er also nicht mehr weg, stellte slobberball jim niedergeschlagen fest, und da er noch nicht einmal harfe spielen konnte, musste es wohl die hölle sein, in der er sich befand.
slobberball jim trat verzweifelt gegen die harfe, die daraufhin einen unschönen ton von sich gab, über den rand der wolke fiel und schließlich im nichts unter ihm verschwand.

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den letzten klopper

„hattest du schon mal eine freundin, die pferde süß fand?“, fragte mich simon und schaute dabei überaus ernst drein.
„ich… hatte mal eine freundin, die pferde lecker fand“, antwortete ich zögerlich. „aber süß, nein. ich glaube nicht.“
„monika findet pferde süß.“
monika war simons neue freundin, die letzte woche – völlig überstürzt, wie ich fand – bei ihm eingezogen war.
„süß, inwiefern?“, fragte ich.
„wenn sie ein pferd sieht, sagt sie sachen wie ‚oh, ist das aber süß‘, oder ’so ein süßes pferd habe ich noch nie gesehen‘.“ simon machte eine pause, die er nutzte, um seinen kopf in die hände zu nehmen und verzweifelt zu gucken. „selbst den letzten klopper findet sie süß, kannst du dir das vorstellen?“
abgesehen davon, dass er sicherlich klepper meinte, und nicht klopper, konnte ich mir das nur sehr schwer vorstellen.
„hm. was sagt sie denn, wenn sie… wenn sie beispielsweise eine kuh sieht?“
„‚da steht eine kuh‘, oder so. keine ahnung. jedenfalls findet sie kühe nicht annähernd so süß wie pferde. ich glaube sogar, sie findet kühe widerlich.“
„aha“, meinte ich, als wüsste ich rat.
„was soll ich denn nur tun? ich… ich hasse pferde. und jetzt will sie auch noch, dass ich ihr ein pferd kaufe. ein pferd, verstehst du? in meiner kleinen wohnung.“
ich verstand.
„dann sag ihr doch einfach, dass du ihr das pferd kaufst, wenn du im gegenzug die kuh bekommst, die du schon so lange haben möchtest. das wäre doch ein fairer deal.“
„aber… ich wollte doch noch nie eine kuh haben.“
„ich weiß das“, meinte ich und zwinkerte meinem freund verschwörerisch zu. „aber monika weiß das nicht.“
„du hast recht.“ simon strahlte vor freude, als er endlich verstand. „nie im leben würde sie darauf eingehen.“
„ganz genau.“
simon bedankte sich bei mir, beschloss, noch am gleichen abend mit monika darüber zu reden, und ging schließlich nach hause.

als ich die beiden heute in simons wohnung besuchte, hatten sie ein pferd, das im flur stand, eine kuh, die gerade dabei war, die vorhänge aus der küche wiederzukäuen, sowie ein ausgewachsenes schwein, das es gratis dazu gegeben hatte. simon kniete neben dem schwein und schrubbte den boden, während monika mir stolz ihr pferd zeigte.
„ui, das ist aber wirklich süß“, stellte ich fest und streichelte das süße pferd, während ein schmutziger lappen, der aus simons richtung geflogen kam, nur knapp meinen kopf verfehlte.

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der elch aus panade

der elch aus panade starrte den mann aus zucker schon eine ganze weile angriffslustig an, was diesen nicht wirklich behagte. schließlich wusste er, dass elche ziemlich gefährlich sein können, zumindest wenn man sie reizt. also tat er nichts, was den elch hätte reizen können, bewegte sich keinen millimeter von der stelle. bis dem mann aus zucker plötzlich einfiel, dass der elch vielleicht gerade das als provokation empfinden könnte.
was für ein dilemma, dachte der mann aus zucker und stöhnte kaum hörbar.
hat dieser komische typ da, der mich schon die ganze zeit so seltsam anschaut, etwa gerade gestöhnt?, fragte sich der elch aus panade und blökte, woraufhin der mann aus zucker vor schreck zusammenzuckte. dadurch fühlte sich der elch erst recht provoziert und schnaubte wild, bevor er sich schwerfällig in bewegung setzte. er nahm langsam aber stetig geschwindigkeit auf, senkte sein mächtiges geweih und peilte damit den mann aus zucker an, der vor angst zu einer zuckersäule erstarrt war.
als es von einer sekunde auf die andere plötzlich anfing, wie aus kübeln zu schütten, atmete der zuckermann erleichtert auf. der regen machte aus dem elch in nur wenigen augenblicken einen unförmigen haufen panade, noch bevor er den mann erreichen konnte.
sicherlich hätte der mann aus zucker sich noch ein klein wenig mehr über den einsetzenden regen gefreut, wenn er selber aus holz oder stein, oder seinetwegen auch aus gummi gewesen wäre, und nicht aus zucker.

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funky jones zwo

als es heute morgen an meiner tür klingelte und ich aufmachte, stand der alte mann mit den affen, dem ich erst kürzlich in köln begegnet war, vor mir. dieses mal jonglierte er nicht mit den affen. stattdessen saß einer der affen auf seiner schulter, während ein zweiter dem alten auf dem kopf hockte und wild vor sich hin gackerte. den dritten affen hielt der mann an der hand, als wäre er ein kleines kind. er wirkte sehr aufgeregt und sprang ständig am bein des mannes hoch und runter. (ich kenne mich mit affen zwar nicht sonderlich gut aus, aber ich glaube, es waren muränen.)
„hey. sie kenne ich doch“, sagte ich zu dem affenmann, der daraufhin bestätigend nickte. „sie jonglieren doch in der roonstraße mit affen.“
„und nicht nur dort“, meinte der alte mann. „eigentlich überall. wo ich grad bin.“ er grinste.
obwohl er mich zwar durchaus freundlich anschaute, war er mir irgendwie nicht geheuer. vielleicht lag es an seinem überdurchschnittlich kleinen kopf, der auch zu einem seiner affen hätte gehören können.
„wie kann ich ihnen denn helfen?“, fragte ich ihn, und er sagte nur:
„funky jones zwo, huhu. let’s go. gogogo“, und der affe zu seinen füßen machte drei schnelle salti hintereinander, bevor er an dem mann hoch kletterte, auf der freien schulter platz nahm und mir etwas entgegen streckte. keine ahnung, wo er das plötzlich her hatte, jedenfalls glaubte ich meinen augen nicht zu trauen. der affe umklammerte mit seinen winzigen affenhändchen mein portemonnaie, das ich schon seit einigen tagen vermisste.
„oh. mein… portemonnaie“, sagte ich, während die drei affen vor freude gackerten und kreischten. als auch der affenmann plötzlich begann, affenartige geräusche von sich zu geben, war ich ein wenig irritiert. „das… das ist sehr nett von ihnen. ich… muss es wohl verloren haben. kann ich ihnen und ihren affen etwas anbieten, fleischwurst vielleicht?“
„affen vertragen keine fleischwurst“, sagte der affenmann, als hätte ich das wissen müssen. „wenn meine affen fleischwurst essen, würden sie qualvoll sterben. und bevor sie das tun, laufen sie amok, beißen alles, was nicht bei drei auf den bäumen ist. und wenn sie alles gebissen haben, was nicht bei drei auf den bäumen ist, klettern sie auf die bäume, um alles zu beißen, was sich auf den bäumen befindet“, erklärte er ernst. „und glauben sie mir, von einem rasenden affen gebissen zu werden, ist nicht lustig.“
der affe auf dem kopf des mannes zeigte mir in diesem moment seine blanken zähne, und ich wich unweigerlich ein stück vor ihm zurück.
„das… das kann ich mir vorstellen.“ ich überlegte schnell, was ich sonst noch im haus hatte, nicht sonderlich viel. „wollen sie vielleicht ein paar nüsse? oder tiefkühlpizza hätte ich auch noch da.“
„nein. nein, vielen dank“, meinte der alte mann, bevor er etwas zu seinen affen sagte, das ich nicht verstand. anders als die muränen, die sofort von ihm runter und dann um ihn herum sprangen, während er sich langsam umdrehte und eine hand zum abschied hob. „ich habe mir schon etwas genommen.“
oh, verdammt, schoss es mir durch den kopf. dieser blöde affe hatte sicher mein gesamtes bargeld als finderlohn eingesackt. ich jedenfalls hätte es so gemacht.
ich öffnete meine geldbörse, um nachzusehen, doch das geld war noch da. lediglich das bild von gombo, meinem fruchtjoghurt, das ich immer bei mir trug, fehlte.
hm, seltsamer kerl, dachte ich kopfschüttelnd, während dieser schon nicht mehr zu sehen war und nur noch das affenartige gegacker zu hören war. was für ein seltsamer kerl.

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ladies nach einem kurzen toilettengang

herr bandini und ich, in einer bar in köln. (wie es wirklich war.)

„herr bandini“, sagte ich, „ich mache das jetzt.“
meine stimme war unkontrolliert laut, was wohl an dem überdurchschnittlich hohen anteil alkohol in meinem blut lag. dieser ließ es auch nicht zu, dass ich mit meinen augen – ansonsten die eines adlers – einen punkt im raum oder herrn bandini fixieren konnte. alles wirkte irgendwie verschwommen und war ständig in bewegung, kreiste pausenlos um mich herum. ich musste mehrere male kurz aufstoßen, wofür ich mich aber sofort entschuldigte.
„das ist vielleicht keine so gute idee“, meinte herr bandini und wirkte vollkommen nüchtern. kein wunder, schließlich nippte er schon den ganzen abend an einem glas wasser.
ich nahm einen weiteren großen schluck bier und dachte gar nicht daran, auf wasser umzusteigen oder meine idee aufzugeben.
„quatsch“, brüllte ich, da mich herr bandini sonst durch den ganzen qualm und lärm, der uns umgab, nicht gehört hätte. „die idee ist klasse“, behauptete ich voller überzeugung. „ich… ich werde die drei jetzt ansprechen. auf der stelle.“
aus dem augenwinkel glaubte ich erkennen zu können, wie herr bandini kurz seine schultern hob und jemanden links von mir verlegen anlächelte, so als würde er sich für etwas entschuldigen. dann wandte er sich mir zu.
„du bist betrunken“, sagte er nüchtern.
„mag sein“, gab ich zu.
„in deinem zustand solltest du nur noch mit personen reden, die dich kennen. und die dich mögen.“ herr bandini machte eine pause. „außerdem wissen die mädels ohnehin schon längst, dass du sie gleich ansprechen willst.“
hm, überlegte ich, warum sollten sie? nur weil sie direkt neben uns sitzen, am gleichen tisch?
„hey.“ ich drehte mich ruckartig zu der jungen dame neben mir um, wobei mein kopf gegen ihre schulter stieß. „weißt du schon, dass ich dich gleich ansprechen werde?“, brüllte ich ihr ins ohr, ein wenig lauter als beabsichtigt.
die junge frau rückte ein stück von mir weg, verzog ihr hübsches gesicht und nickte.
„oh“, meinte ich und schwang meinen kopf wieder in herrn bandinis richtung. „sie muss uns belauscht haben“, vermutete ich. „sie weiß schon, dass ich sie gleich ansprechen werde.“
herr bandini schüttelte den kopf.
„was?“, fragte ich ihn, als eine der drei mädels – ich glaube, es war die in der mitte – plötzlich tierisch laut flüsterte: „also ich finde ihn ziemlich niedlich.“
ich grinste sofort in die richtung, aus der das laute flüstern kam. da ich augenscheinlich ziemlich niedlich bin, konnte sie eigentlich nur mich meinen.
„ich finde dich auch niedlich“, brüllte ich so laut ich konnte der jungen dame neben mir ins ohr, dummerweise der falschen. „oh, nicht dich“, stellte ich sofort klar, „obwohl… hässlich bist du ja auch nicht. du… du hast echt tolle haare und zierliche ohren. wundervoll duftende ohren… ähm, ich meine, duftende haare. wundervoll. und deine brüste… aua, verdammt.“
ich rieb mir die schmerzende stelle an meinem rechten bein, während herr bandini mich nur unschuldig ansah. ich war mir ziemlich sicher, dass er es war, der mir gegen das schienbein getreten hatte. vermutlich war er eifersüchtig auf mich, dem niedlichen womanizer, dem die schnecken hier quasi aus der hand fraßen, während er nur schweigend sein wasser schlürfte.
da sich die fünf liter bier in meiner blase langsam bemerkbar machten, beschloss ich, die konversation mit den drei ladies nach einem kurzen toilettengang fortzusetzen. ich stand auf, zog meinen bauch ein und ging ohne ein wort zu sagen aufs klo.

als ich zurück kam, fehlte vom herrn bandini und den drei mädels jede spur.
ich betrachtete schweigend den verlassenen tisch, als mich etwas an der schulter berührte.
„dein kumpel hat schon bezahlt“, meinte der kellner und versuchte, sich an mir vorbei zu quetschen.
„ist er… er ist doch nicht etwa…?“
„doch, der ist mit den mädels, die hier saßen, weitergezogen. richtung frankfurt, meinte er. aber er wünscht dir noch einen schönen abend.“
„noch einen schönen… abend?!“
„ach, und ich soll dir von ihm ausrichten, dass du nicht so viel trinken sollst“, sagte der kellner, bei dem ich mir umgehend noch drei große bier bestellte, bevor ich mich wieder an den leeren tisch setzte.
als das bier nach dreißig sekunden immer noch nicht vor mir stand, torkelte ich aus der bar. ich war niedergeschlagen und aufgebracht zugleich.
„herr bandini“, rief ich in die nacht hinaus und streckte meine faust in den himmel (es donnerte). „das war nicht fair von dir, hörst du. ganz und gar nicht fair.“

auf dem weg nach hause begegnete ich einem alten mann, der mit affen jonglierte.

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dem ahnungslosen hamster

wie fange ich einen hamster ein?

sehr geehrter fragensteller. das hängt natürlich ganz davon ab, um was für einen hamster es sich handelt. haben sie es beispielsweise mit einem aramäischen riesenhamster zu tun, empfehle ich ihnen ein handelsübliches lasso, das sie geschickt über den riesigen kopf des baumgroßen nagers werfen und zuziehen, bevor der hamster das weite suchen kann. kommen sie aber nicht auf die idee, das seil alleine festhalten zu wollen. mindestens zwei, besser aber drei kräftige männer sollten sie an ihrer seite haben, oder der riesenhamster schleift sie mit sich in seine höhle oder bunkert sie mal eben in seiner backentasche.
sollten sie im umgang mit dem lasso nicht ganz so geübt sein oder gerade nicht zwei (oder drei) kräftige kerle zur hand haben, können sie sich auch einfach ein gewehr und einige betäubungspfeile besorgen, mit denen sie den riesenhamster dann ins land der träume schicken.
das gewehr mit den pfeilen sollten sie auf jeden fall verwenden, wenn sie einen säbelzahnhamster fangen wollen. säbelzahnhamster sind zwar nicht ganz so groß wie riesenhamster, haben dafür aber verteufelt scharfe zähne, mit denen sie gliedmaßen durchbeißen können als wären es mohrrüben. ich habe schon einige, zum teil sehr erfahrene hamsterjäger gesehen, die arme und beine bei der jagd auf diese ungemein gefährlichen tiere verloren haben, und würde ihnen daher davon abraten.
wenn sie hingegen einen stinknormalen gold- oder gar einen zwerghamster einfangen wollen, tun sie sich keinen zwang an. das ist nicht nur völlig ungefährlich, sondern auch kinderleicht. hier reicht oftmals schon ein einfacher schuhkarton, den sie geschickt über dem ahnungslosen hamster fallen lassen, oder eine mausefalle.

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im gegensatz zu olaf

„gestern habe ich eddie mit den frisbeehänden getroffen.“
„der anstatt richtigen händen frisbeescheiben als hände hat?“
„genau der. deswegen heißt er ja auch eddie mit den frisbeehänden.“
„ja, klar. den kenne ich. wie geht’s ihm denn so?“
„ich glaube, es ging ihm schon mal besser. ich war gestern mit den jungs im park frisbee spielen, als er vorbei kam und mitspielen wollte. er hat dann ein paar mal versucht, seine frisbeehände zu werfen, aber da der rest von ihm an den scheiben hängt, ist er immer nur ein kurzes stück weit geflogen und hat dann irgendwann frustriert aufgehört.“
„oh. das muss für ihn wirklich bitter gewesen sein.“
„war es sicher auch. wir haben dann aus rücksicht auf ihn einfach so getan, als ob uns das frisbee spielen keinen spaß machen würde.“
„und, hat er euch das abgekauft?“
„ich glaube nicht. na ja. morgen wollen wir uns dann alle zum fußball spielen treffen. fußball spielt er ja ziemlich gut.“
„das stimmt. im gegensatz zu olaf mit den fußballfüßen.“
„den haben wir gar nicht erst gefragt.“

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definitiv, ja

„ist die maulwurfwoche jetzt wirklich vorbei?“
„definitiv, ja.“
„und was ist mit der lesung in köln?“
„die ist noch nicht vorbei. die ist am 01.06.2008.“
„ach so, gut. und die in ginsheim, ist die vorbei?“
„nein. die ist erst am 28.06.2008.“
„darf ich eigentlich auch zu beiden kommen?“
„aber ja, natürlich. jeder darf zu beiden kommen. der herr schoss und ich, wir müssen sogar.“

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phodopus sungorus (57)

„hey, du. kleiner dsungarischer zwerghamster. was machst du da?“
„ich grabe ein loch.“
„aha. und dann?“
„dann klettere ich in das loch und grabe einen tunnel.“
„und was machst du, wenn du auf einen maulwurf triffst? die sollen ja ziemlich gefährlich sein.“
„der gefährlichste maulwurf ist nicht halb so gefährlich, wie der friedliebendste hamster.“
„oh. das wusste ich nicht.“
„und ich… ich bin alles andere als friedliebend.“
„verstehe.“
„aber ich bin auch niedlich. niedlich und gefährlich zu gleich, das bin ich.“
„hm. jetzt erinnerst du mich doch tatsächlich an meine ex, kleiner zwerghamster. und ich weiß wirklich nicht, wie ich das finden soll.“

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mit vielen bunten blumen

„was für eine wiese“, sagte sir lancelot und mähte, weil er ein schaf war und schafe das für gewöhnlich bei jeder gelegenheit tun.
„eine blumenwiese“, mähte elaine, denn sie war ebenfalls ein schaf, nur wesentlich hübscher als sir lancelot, der selbst für ein schaf ziemlich verbogene beine hatte, als hätte jackie chan höchstpersönlich ihm diese mehrmals gebrochen (was jackie vermutlich niemals tun würde, denn er mag schafe eigentlich ganz gerne). „mit vielen bunten blumen“, sagte elaine.
„und jeder menge schmackhaftem gras“, ergänzte sir lancelot, der für blumen nicht sonderlich viel übrig hatte.
„das stimmt“, schmatzte elaine, die sich gerade davon überzeugte, dass das gras tatsächlich schmackhaft war. „das ist wirklich überaus schmackhaftes gras. ich glaube sogar, ich habe noch nie so schmackhaftes…“
„ach du schande, elaine.“
„was?“
„dort drüben. ich glaube, da… da ist ein kleiner hügel.“
elaine fiel vor schreck halbzerkautes gras aus dem maul, als sie den kleinen haufen erde nur wenige meter vor sich entdeckte. „dann… dann wird der maulwurf sicher auch nicht weit sein“, flüsterte sie, da sie fürchtete, der maulwurf könnte sie hören.
sir lancelot konzentrierte seinen blick auf den erdhügel.
„ich… ich glaube, ich habe gerade seinen kopf gesehen“, befürchtete er.
„vielleicht beobachtet er uns?“, sagte elaine so leise, dass nicht einmal sir lancelot sie hörte.
„was hast du gesagt?“, fragte dieser.
„vielleicht… vielleicht beobachtet er uns?“, wiederholte elaine etwas lauter.
„nein. dann hätte er uns sicher schon getötet“, sagte sir lancelot, während er langsam rückwärts ging, wobei er den maulwurfshügel nicht aus den augen ließ. „verschwinden wir besser von hier, bevor er uns bemerkt.“
„schon dabei“, sagte elaine und machte einen schritt zurück, als sie plötzlich hinter sich eine stimme hörte.
„hallo“, sagte diese, und die beiden schafe verharrten in ihren bewegungen. sie brauchten sich nicht umzudrehen, um zu wissen, wem diese stimme gehörte. „wenn ihr wollt, zeige ich euch meine tunnel.“
dem maulwurf huschte ein lächeln über das verschrumpelte gesicht, als sir lancelot und elaine anfingen, zu laufen, als wäre der teufel persönlich hinter ihnen her. doch der maulwurf, der wie es der zufall wollte herr teufel hieß, machte keine anstalten, den beiden zu folgen.
ein anderes mal, dachte er nur, ich habe heute ohnehin schon genug gegessen… zwei hasen, ein wildschwein und einen halben elefanten. herr teufel rieb sich seinen kugeligen bauch, schnappte sich seine kleine schaufel und begann, den boden vor sich umzugraben. schließlich hatte er noch viel zu tun.

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danke, jackie chan

ich kann von glück sagen, dass mein alter freund jackie chan in der nähe war. sonst wäre ich jetzt vielleicht nicht mehr am leben…

„was machst du da?“, fragte mich jackie, als er vor der parkbank stehen blieb, auf der ich schon eine ganze weile stand. ich war nervlich ein wenig angespannt, also sagte ich nur:
„wonach sieht es denn aus?“, vielleicht ein wenig patziger als beabsichtigt.
„du stehst auf einer parkbank, habe ich recht?“
natürlich wusste jackie, dass er recht hatte, da er nicht nur ein herausragender faust- und fußkämpfer, sondern auch ein überaus guter beobachter ist. außerdem ist er nicht doof, auch wenn er schon ziemlich viele schläge gegen seinen kopf bekommen hatte. „ich frage mich nur, wieso stehst du auf der bank?“ jackie chan grinste verschmitzt, wie ein kleiner junge, der nur flausen im kopf hat.
„die maulwürfe“, sagte ich nur und zeigte auf die gefährlichen tiere. „dort, unter der bank. sie kamen plötzlich wie raketenwürmer aus dem boden geschossen, als ich mich nichts böses ahnend den frühlingshaften sonnenstrahlen hingab. ich habe sie gerade noch rechtzeitig bemerkt und schnell die füße hochgezogen. nur eine sekunde später, und ich hätte nichts mehr zum hochziehen gehabt.“ bei dem gedanken daran lief es mir eiskalt den rücken runter. „jetzt versuchen die biester, auf die bank zu springen. aber sie sind zum glück keine guten springer, diese… diese monster.“
jackie stand einfach nur da, lächelte vor sich hin und beobachtete gelassen die maulwürfe unter mir. entweder ließ er sich seine angst nicht anmerken, oder aber er hatte tatsächlich keine angst vor den wühlenden killern.
„nicht bewegen“, riet ich ihm, als er anzeichen machte, sich mir zu nähern. „bleib besser, wo du bist, bis sie wieder in ihren löchern verschwinden.“
„ist schon okay“, meinte jackie, grinste immer noch spitzbübig und stellte sich direkt zwischen die maulwürfe, die anscheinend respekt vor meinem chinesischen freund hatten. jedenfalls machten sie keine anstalten, ihn auf der stelle zu zerfleischen.
„sie… sie tun dir nichts“, stellte ich erleichtert fest, während einer der maulwürfe seelenruhig auf jackies linken fuß kletterte, kurz innehielt, um sich neu zu orientieren, und ebenso langsam auf der anderen seite wieder hinunter kletterte.
jackie chan ließ ihn machen.
„komm“, sagte er schließlich. „spring auf meinen rücken. ich bringe dich in sicherheit.“ dann drehte er sich um, und ich kletterte ungeschickt auf seine schultern. jackie umklammerte meine beine, fing aber durch mein gewicht an zu schwanken, so dass ich schon befürchtete, er würde stürzen oder mich fallen lassen, direkt in die gierigen mäuler der maulwürfe, die mich mit ihren verkümmerten augen anstarrten und scheinbar nur darauf warteten.
doch jackie chan stolperte nicht und ließ mich auch nicht fallen. stattdessen trug er mich durch den park, bis wir schließlich eine straße erreichten.
„oh, mann. ich dachte wirklich, ich müsse sterben“, sagte ich, als er mich abgesetzt hatte.
„du darfst ihnen nur nicht zeigen, dass du dich vor ihnen fürchtest“, meinte jackie. „dann tun sie dir auch nichts.“
„und was war mit dir, hattest du keine angst?“
„doch, die hatte ich. ich habe mir vor angst sogar in die hosen gemacht, siehst du?“ er zeigte mir den dunklen fleck an seiner hose. „aber erst, als wir weit genug von ihnen weg waren. hätte ich mir vor ihnen in die hose gepieselt, dann hätten sie es sofort gerochen und mich mit ihren verteufelt scharfen klingenzähnen vor deinen augen zerfetzt.“
ich schüttelte ungläubig meinen kopf.
„danke. danke, jackie chan“, sagte ich schließlich, doch jackie meinte nur:
„keine ursache.“

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etwas hartes im gesicht

„das ist ein wetter zum mäusemelken“, meinte simon, während wir uns einen weg durch das schneegestöber bahnten, gegen windböen und schlechte sicht ankämpften.
„ich mag das wetter“, sagte ich, wischte mir eine matschige schneeflocke von der wange und zeigte mein kühnstes lächeln, um zu unterstreichen, dass ich es durchaus ernst meinte. „genau das richtige wetter, um sich einen kampf mit kurt beck zu liefern.“
simon zuckte zusammen.
„heilige scheiße. bist du wahnsinnig?“
„was denn?“ ich blieb stehen und schaute meinen freund, der hinter einem parkenden auto in deckung gegangen war, fragend an.
„du solltest seinen namen besser nicht laut aussprechen“, flüsterte er.
„aber wenn ich leise spreche, hörst du mich nicht. bei diesem wind.“
„ja. das wäre gar nicht schlecht“, fand simon. „aber besser wäre es, seinen namen gar nicht erst in den mund zu nehmen.“
„du hast doch nicht wirklich angst vor kurt beck?“, lachte ich ihn aus. „keiner hat angst vor kurt beck. kurt beck ist wie ein übergroßer teddybär, den man einfach nur die ganze zeit knuddeln möchte.“
simon schaute mich seltsam an.
„also vielleicht nicht die ganze zeit“, fügte ich schnell hinzu. „aber man möchte ihn zumindest mal kurz in die seite knuffen, nur um zu schauen, ob er bärenartige laute von sich gibt. ich könnte wetten, kurt beck…“
„du sollst seinen namen nicht aussprechen“, zischte mich simon an, während er vorsichtig über die motorhaube des parkenden wagens blickte und die andere straßenseite absuchte. er meinte es augenscheinlich ernst.
„und, siehst du ihn?“, fragte ich, über das eigentümliche verhalten meines freundes amüsiert.
„nein. und das ist auch gut so. wenn ich ihn sehe, ist es auch schon zu spät.“
„das ist doch lächerlich, simon. wie wahrscheinlich ist es, dass kurt beck…“
noch bevor ich den satz zu ende sprechen konnte, erwischte mich etwas hartes im gesicht. ich dachte erst, ein flugzeug hätte mich aus versehen touchiert, stellte aber kurz darauf fest, dass es der fuß des bärtigen mannes, der nun überlegen grinsend vor mir stand, gewesen sein musste. der mann, dessen gesicht mich an einen dönerspieß mit haaren erinnerte, hatte anscheinend einen engelschor mitgebracht, denn ich hörte glockenhelle stimmen ein wunderschönes lied anstimmen. ich lächelte selig.
„oh, hallo kurt… ich meine, herr beck. mein freund hier… er hat es nicht so gemeint“, hörte ich simon wimmern. „er ist im grunde ein netter kerl, wirklich. bitte… töten sie ihn nicht, herr beck, okay?“
die engel sangen unbeirrt weiter, erfüllten mein herz mit einer wohligen wärme, während mein gesicht wie die hölle brannte. als der fuß mich ein zweites mal im gesicht traf, verstummten die engel jedoch augenblicklich. vielleicht hatte auch sie der eiserne fuß kurt becks getroffen, überlegte ich, als mein kopf in den angenehm kühlen schneematsch fiel.

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mein rekord aber, der steht

ich habe es neulich geschafft, die badewanne in nur 0,8 sekunden zu verlassen. persönlicher rekord. und das kam so:

ich kochte gerade in viel zu heißem wasser so vor mich hin, als ich plötzlich ein geräusch in der küche hörte. irgendwas war umgefallen oder wurde umgestoßen – der lautstärke nach zu urteilen der küchentisch -, und ich musste sofort an larry paskano denken, den dickleibigen nachbarsjungen, der sich vermutlich mal wieder in meine wohnung geschlichen hatte, um mir die nahrungsvorräte wegzuessen. oder wegzufressen, wie man in seinem fall ja schon fast sagen kann, denn larry paskano würde sogar eine ungeschlachtete kuh verspeisen, wenn man nicht auf ihn – oder die kuh – aufpasst.
jedenfalls sprang ich in nur 0,8 sekunden aus meiner wanne, schnappte mir den saugnapf, den ich sonst dazu verwende, mein klo zu entstopfen, und flitzte nackt und nass in richtung küche. ich malte mir schon aus, wie ich larry paskano bei dem versuch, seinen riesigen kopf in ein glas erdnussbutter zu stecken, erwische, und wie ich ihn zur strafe meinen saugnapf in sein erdnussbutterverschmiertes mondgesicht presse, als ich plötzlich merkte, dass ich gar nicht in die küche, sondern ins treppenhaus gerannt war, wo mich die frigide elke seltsam anschaute. bevor schlimmeres passieren konnte, versteckte ich schnell meinen rüpel hinter dem saugnapf und eilte zurück in die wohnung, am badezimmer vorbei in die küche, um larry paskano doch noch auf frischer tat zu ertappen. doch der hatte anscheinend lunte gerochen und in der zwischenzeit das weite gesucht. ein leeres glas erdnussbutter lag neben dem umgekippten küchentisch auf dem boden.

mein rekord aber, der steht immer noch.

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phodopus sungorus (56)

„hey, du. kleiner dsungarischer zwerghamster. was machst du da?“
„ich bemale eier.“
„du bemalst… eier?“
„mit einem pinsel und viel bunter farbe. und dann verstecke ich die eier im ganzen haus.“
„aha. und wieso machst du das?“
„damit du sie dann suchen kannst. das macht man so zu ostern.“
„du weißt aber schon, dass ostern vorbei ist?“
„ist nicht wahr.“
„doch, ist wahr. gestern war ostermontag.“
„oh. dann… würde ich sagen, wir heben die eier einfach für nächstes jahr auf.“

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deine eier bemalen

„hast du vor kurzem auch die mondfinsternis gesehen“, fragte josephine, das vielleicht niedlichste kaninchen des waldes, nachdem es sich neben klopper den hasen ins gras gehockt hatte. dieser blickte mürrisch drein, was aber nicht an josephine lag. klopper blickte in letzter zeit fast ständig mürrisch drein, und keiner – nicht einmal josephine – wusste, was der grund für seine bitterkeit war.
„das war ja so beeindruckend“, fuhr josephine unbeirrt fort, „aber auch ein wenig gruselig.“
„der mond ist mir egal“, meinte klopper nur und versuchte, noch ein wenig mürrischer zu gucken, was ihm auch gelang. „ich konnte den mond noch nie sonderlich leiden.“
josephine blickte vor sich auf den boden. sie wusste, dass das nicht stimmte. früher waren sie fast jede nacht zum großen hügel gegangen und haben den mond beobachtet, stundenlang.
„wegen mir kann er sich verfinstern, erhellen oder auch explodieren“, fuhr klopper fort, ohne josephine anzuschauen. „bumm, einfach so. mir egal. den mond braucht kein hase. und ich am allerwenigsten.“
„ach klopper. was ist denn nur los mit dir?“ josephine blickte den anderen hasen traurig an. „wir… wir haben doch jetzt ostern“, sagte sie, in der hoffnung, das würde klopper ein wenig aufmuntern.
„so“, antwortete dieser barsch. „du glaubst also wirklich, das bemalen und verstecken von eiern würde alles besser machen, meine laune heben?“
„ich…“ josephine wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. in der regel bereitete es hasen große freude, eier zu bemalen und diese dann in gärten zu verstecken. die osterzeit ist für hasen die schönste zeit des jahres, auch wenn viele von ihnen im kochtopf landen.
„ich sag dir was, josephine. für mich findet ostern dieses jahr nicht statt, kann mir ebenso gestohlen bleiben wie dieser olle mond“, sagte klopper in einem ton, der josephine zusammen zucken ließ. dann hoppelte der hase ohne ein weiteres wort zu sagen auf ein gebüsch zu und verschwand in diesem.
„dann… dann werde ich dieses jahr deine eier bemalen“, flüsterte josephine, doch niemand war mehr da, der sie hörte. „ich hoffe, das ist für dich okay.“
sie blieb noch eine weile im gras sitzen und beobachtete die sonne dabei, wie sie langsam hinter dem horizont verschwand.

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wie ein menschlicher nacktmull

warum verwechseln die leute mich eigentlich ständig mit dem schönen hans?
„hey, du bist doch der schöne hans“, sagen sie, während ich mich nur frage, wer zur hölle eigentlich dieser schöne hans ist. und ob der schöne hans tatsächlich so schön ist, wie er heißt. vielleicht ist das ja auch nur ironisch gemeint, kann ja durchaus sein, und der schöne hans ist in wirklichkeit gar nicht schön, sondern ähnelt vielmehr einem nacktmull, der fleischgewordenen hässlichkeit, der übelsten aller launen der natur. und wenn er tatsächlich aussieht wie ein überdimensionierter nacktmull auf zwei beinen, dann weiß ich nun wirklich nicht, wie ich das finden soll, dass man mich andauernd mit ihm, dem angeblich so schönen hans, verwechselt, denn das würde ja schließlich bedeuten, dass auch ich…
nein, darüber möchte ich gar nicht nachdenken. schließlich finde ich mich ja eigentlich ganz okay, so wie ich bin. obwohl – da will ich mir mal nichts vormachen -, richtig schön bin nun nicht gerade. jedenfalls nicht so schön, als dass man sich bilder von mir über das bett hängen würde. aber wie ein menschlicher nacktmull sehe ich nun auch wieder nicht aus, denke ich noch so bei mir, als mich ein kleines mädchen plötzlich am ärmel packt, mich mit verängstigten augen anschaut und allen mut zusammen nimmt, um mich schließlich zu fragen:
„bist du ein… ein nacktmull?“
ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll, also laufe ich erst rot an und schließlich weg, springe über einen zaun und direkt in ein erdloch, um mich den blicken der menschen, die plötzlich von überall her auftauchen und mich anstarren, zu entziehen. sehe ich wirklich einem nacktmull ähnlich, frage ich mich, als ich einen zweiten mann in dem loch entdecke. er kauert vor mir im dreck und starrt mich an, wirkt verängstigt, doch dann lächelt er. seine vorstehenden nagezähne sind gelb wie pippi, die haut blass und faltig. er hat warzen, die seinen haarlosen körper schmücken, und aus der nasenspitze wachsen ihm drei einzelne haare, vielleicht als ersatz für seine verkümmerten augen.
ein menschlicher nacktmull, denke ich, da kommt der fremde plötzlich näher. mit seinen ausgebreiteten, dürren armen umarmt er mich, noch bevor ich reagieren und aus dem loch klettern kann. dann röchelt er in mein ohr:
„bruder.“
„ich… ich bin nicht ihr bruder“, erkläre ich dem nacktmullmann und versuche mich aus seiner umarmung zu befreien. doch er lässt nicht locker, drückt mich schließlich so fest, dass mir die luft wegbleibt.
„erkennst du denn nicht deinen eigenen… bruder“, höre ich ihn noch sagen, bevor mir langsam schwarz vor augen wird. „ich bin es doch, der schöne hans.“

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ein italienisches lied

heute morgen auf der autobahn, da habe ich im radio ein italienisches lied gehört. ich mag ja eigentlich keine italienischen lieder, da sie mich immer an maybrit, meine erste mehr oder weniger große liebe, erinnern. maybrit war damals ganz dolle in eros ramazotti verliebt, mehr noch als in mich. sie hat überall seinen namen hingekritzelt und ständig seine schnulzigen lieder gesungen, es war fürchterlich. ihre schwärmerei ging sogar so weit, dass sie irgendwann mehr poster von eros in ihrem zimmer hängen hatte als von mir. damit kam ich überhaupt nicht klar. sie trennte sich schließlich von mir, nachdem ich eros auf allen postern mit einem schwarzen filzstift schielende augen und einen schnäuzer verpasst hatte.
aber dieses lied heute morgen, das war wirklich schön. ich hatte zwar keinen blassen schimmer, worüber die frau im radio singt, da ich kein wort italienisch spreche, und trotzdem hat mich das lied irgendwie berührt. es hat mich geradezu traurig gemacht. und glücklich zugleich. ich musste mich schütteln vor emotionen, den wagen anhalten und schließlich weinen, so sehr hat mich das lied bewegt. zwei stunden lang stand ich auf dem seitenstreifen und habe geheult wie das pferd der dicken margret, kurz vor einem dreistündigen ausritt.
„il risotto è diventato una pappa“ hat die frau im refrain gesungen, so viel weiß ich noch. uwe meint, das heißt frei übersetzt so viel wie: „die liebe ist vergangen zwar, doch eine neue, sie wird kommen, und dann wird alles doppelt schön“. das würde passen. schließlich handeln viele traurige lieder von vergangener liebe und die hoffnung auf ein neues glück.
wenn ich doch nur wüsste, wie die künstlerin heißt, die dieses wundervolle lied gesungen hat, dann würde ich es mir illegal aus dem netz ziehen.

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drei kilo busen

„hallo“, sagte ich, als ich die metzgerei betrat. hinter der theke stand die wurstfrau und lächelte, als sie mich erkannte. sie hatte einen kranz blutwurst in der hand und sah wie immer zauberhaft aus. wie eine dralle elfe im kittel einer wurstfachverkäuferin, nur ohne spitze ohren.
„hullu hullu“, sagte sie und schnitt geschickt ein stück von der blutwurst ab, während ich ihr unauffällig auf den prallen busen starrte. ich starrte ihr immer auf den prallen busen, wenn sie gerade wurst schnitt und nicht aufpasste, und sie sagte immer „hullu hullu“ zur begrüßung und auch sonst, was sich aufgrund ihrer überaus tiefen stimme ziemlich komisch anhörte.1)
„ich… ich hätte gerne drei kilo busen“, sagte ich in gedanken versunken und errötete nur einen augenblick später, als mir bewusst wurde, was ich da gesagt hatte.
vielleicht hatte sie es ja gar nicht gehört, hoffte ich und wischte mir den auftretenden schweiß mit dem handrücken von der stirn.
„puh, ziemlich warm hier“, meinte ich, als die wurstfrau mich seltsam anblickte. das war natürlich vollkommener quatsch. in der metzgerei war es selbst dann noch angenehm kühl, wenn draußen die hunde vor hitze rückwärts liefen und die singvögel ihre lieder nicht mehr sangen sondern nur noch summten, was sich übrigens – wenn hundert oder mehr vögel gleichzeitig summen – ziemlich bedrohlich anhört.
ich lächelte verlegen.
„hullu hullu?“, fragte die frau hinter der theke, und ich überlegte, ob sie mich gerade tatsächlich gefragt hatte, ob ich mal von ihrem busen kosten wolle.
die wurstelfe zwinkerte mir zu.
ich hatte sie anscheinend richtig verstanden.
„hier? ich meine… jetzt?“
„hullu hullu“, sagte sie in einem tonfall, der keinen zweifel an ihren absichten ließ, und ich lief ein zweites mal rot an.
na gut, dachte ich mir, warum nicht.
ich begann, mehr oder weniger geschickt über die theke zu klettern.2) kaum oben angekommen, fiel ich auch schon auf der anderen seite wieder runter, blieb dabei mit einem fuß an der kasse hängen, die ebenso wie ich auf den boden krachte. anders als ich blieb sie jedoch einigermaßen heil.
„au, verdammt“, stöhnte ich und rieb mir den augenscheinlich gebrochenen arm. ein stück knochen hatte sich durch fleisch und haut gebohrt und sagte der großen weiten welt hallo, während die wurstfrau nur „hullu hullu“ sagte und so ihr mitleid ausdrückte. dann beugte sie sich über mich und drückte mir ihren busen ins schmerzverzerrte gesicht. vielleicht aber gehörte dies auch schon zu dem traum, der mich ereilte, als ich durch die fürchterlichen schmerzen, die ein offener bruch so mit sich bringt, das bewusstsein verlor.

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1) wahrscheinlich aber hätte es sich auch komisch angehört, wenn sie eine nicht ganz so tiefe stimme gehabt hätte.
2) sie fragen sich jetzt sicherlich – und natürlich völlig zurecht -, wieso ich nicht einfach um die theke herum gegangen bin. nun ja, der direkte weg über die theke schien mir in dem moment der kürzeste zu sein.

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kaum einer kennt shuk

kennen sie shuk ma’kaan?

was, sie kennen ihn nicht? hm, okay. um ehrlich zu sein, wundert mich das auch nicht. denn kaum einer kennt shuk ma’kaan. zumindest außerhalb von mokunana. dort aber ist shuk ma’kaan ein großer star und sogar noch populärer als arben sol, der zwischen 1930 und 1999 in mokunana eine bingo-show moderierte und von nicht wenigen als bester bingo-moderator aller zeiten angesehen wird. (ganz nebenbei hatte arben „mr. bingo“ sol 1961 den flummi erfunden und hält immer noch den weltrekord in ’nägel-mit-der-stirn-einhämmern‘.)

shuk ma’kaan ist zwar kein bingo-moderator, dafür aber ein großartiger sänger, tänzer und schauspieler. und er ist – wie gesagt – außerhalb von mokunana kaum bekannt. und das, obwohl er maßgeblichen einfluss auf ein nicht gerade unbekanntes stück musik hatte. so diente nämlich anfang der 1980er sein lied „kol’i mar“ als inspirationsquelle für michael jacksons „thriller“, das ja bekanntermaßen – und anders als „kol’i mar“ – ein riesiger welterfolg wurde. nicht nur, dass „kol’i mar“ auf englisch „thriller“ heißt, auch tanzstil, outfit und die idee zum video wurden von michael jackson nahezu 1:1 übernommen, ohne dass shuk ma’kaan dafür je einen mokunanesischen schniepel (etwa drei cent) bekommen oder gar ein wenig anerkennung erfahren hätte.

mir persönlich gefällt das original „kol’i mar“ wesentlich besser als michael jacksons plagiat, doch entscheiden sie selber, und klicken sie hier.

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schon viele preise gewonnen

wer hat die schönsten füße der welt?

sehr geehrter fragensteller. bis vor kurzem dachte ich noch, ich hätte die schönsten füße der welt. schließlich habe ich für meine füße schon viele preise gewonnen und zahlreiche auszeichnungen erhalten (unter anderem den „fuß des jahres“ in den jahren 2005 bis 2007). und selbst meine subbuteo-trainerin molly pandosa, die eigentlich angst vor füßen hat, meinte erst kürzlich, dass meine füße gar nicht so schlimm seien. (sie hat sie sogar kurz berühren können, ohne in ohnmacht zu fallen, was – wer molly pandosa und ihre angst vor füßen kennt – schon was heißen will.)
gestern allerdings habe ich beim saunieren bodo w. kennengelernt. bodo ist so ’ne art bodybuilder, nur ohne muskeln, und wäre sicherlich ein guter baggerfahrer geworden, wenn er nicht immer links und rechts verwechseln würde. so ist aus ihm nur ein schlechter baggerfahrer geworden, wie er lachend meinte. wie dem auch sei. jedenfalls habe ich, als ich so neben ihm hockte und schwitzte, feststellen müssen, dass bodos füße noch schöner sind als die meinen. um einiges schöner, um genau zu sein. und ich bin mir ziemlich sicher, dass er für seine mauken – wenn ihm und seinen füßen kein unglück geschieht – noch viele preise einheimsen wird.
tja, so bitter das auch für mich sein mag, die schönsten füße der welt hat bodo.

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wir sehen uns ja sicher

ich träumte gerade von einem stamm halbnackter amazonen, wie sie meine zahlreichen wunden pflegten, die mir ein wilder säbelzahnaffe zugefügt hatte, als mich etwas an der schulter berührte und gerade so fest schüttelte, dass ich aufwachte.
„sagen sie“, hörte ich eine frauenstimme flüstern, „ist es wahr?“
„ich, äh… ja, kann schon sein“, sagte ich, ohne überhaupt zu wissen, wovon die rede war. ich gähnte kurz und rieb mir mein zerknautschtes gesicht. es fühlte sich an, als hätte ein elefant darauf gesessen, nachdem es von einem wilden säbelzahnaffen verwurstelt wurde. „aber sagen sie, junge… junge frau, was machen sie in meinem bett? nicht, dass es mich stören würde“, fügte ich schnell hinzu, „aber…“
„ich… ich habe gehört, dass sie…“ die junge frau, die sich unbemerkt in meine wohnung geschlichen hatte und mich ein wenig an jody banks erinnerte, wirkte nun ein wenig verlegen. „dass sie bald den ein oder anderen ihrer… ihrer texte zum besten geben.“
„na ja. bald ist vielleicht ein wenig übertrieben“, meinte ich. „aber im juni, ja. da werde ich lesen. laut und vor leuten. und auch nicht allein. der wunderbare herr schoss und der unglaubliche herr schmidt, die sind auch dabei.“
die junge dame strahlte über beide ohren.
„also doch, es stimmt“, frohlockte sie.
„ja, es stimmt.“
„sie wissen gar nicht, wie sehr mich das glücklich macht.“ die frau gab mir einen kuss auf die wange und kletterte aus meinem bett. „danke“, sagte sie und drehte sich um.
„sie… sie können ruhig noch etwas bleiben“, schlug ich ihr vor, doch da war sie auch schon verschwunden.
hm, schade, dachte ich. wirklich schade. aber wir sehen uns ja sicher wieder. am 01.06. in köln. oder spätestens am 28.06. in ginsheim…

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zum jochen bringen

„könntest du schon mal das wasser zum jochen bringen?“, hörte ich bella bambini, die rassige schönheit, die nun schon seit über sechs jahren meine geliebte war, aus dem nebenzimmer rufen, was mich ein wenig stutzig machte.
warum sollte ich jochen wasser bringen?, fragte ich mich. war es ihm vielleicht ausgegangen? hm, komische sache. wie kann einem denn das wasser ausgehen?
ich kratzte mich am kopf.
vielleicht haben sie es ihm ja abgestellt, überlegte ich, weil er seine rechnungen nicht bezahlt hat. kann ja durchaus sein, so etwas. oder vielleicht hat er auch einen rohrbruch bei sich in der wohnung. oh je, so ein rohrbruch ist natürlich keine angenehme sache. der arme jochen. jochen… wer zur hölle ist eigentlich dieser jochen?
„ich kenne keinen jochen“, rief ich zurück.
„wieso jochen?“, fragte bella bambini und steckte ihren kopf durch die tür.
„na du hast doch gesagt, ich soll schon mal das wasser zum jochen bringen.“
bella bambini lachte mich aus.
immer wenn mich bella bambini auslacht, stelle ich mir vor, dass sie mich in wirklichkeit anlacht, da es mich überaus traurig machen würde, wenn sie mich auslacht.
„du sollst das wasser zum kochen bringen“, sagte sie schmunzelnd. „zum kochen. nicht zum jochen.“
„ah, zum kochen“, wiederholte ich. „verstehe. ich hatte mich schon gewundert.“
ich schlurfte in die küche, ließ wasser in einen topf laufen und marschierte schließlich mit dem vollen topf an bella bambini vorbei, die mich mit großen, fragenden augen anschaute. vermutlich wollte sie nur wissen, wann ich wieder zurück bin, also sagte ich: „in einer halben stunde, bella bambini. in einer halben stunde bin ich wieder da.“

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der kerl, den du da mitgebracht hast

„wer ist eigentlich der kerl, den du da mitgebracht hast.“ simon deutete auf den mann, der neben mir auf dem sofa saß, in seinem feinen anzug ein wenig deplatziert wirkte aber angenehm nach einer süßen mischung aus getrockneten rosen und nassen socken roch. „dein schuldenberater?“
„schuldenberater“, lachte ich. „ne. ich habe keine ahnung, wer das ist.“ ich zuckte mit den schultern, da ich tatsächlich nicht wusste, wer der mann neben mir war. dieser beachtete uns gar nicht, betrachtete stattdessen überaus interessiert das muster der tapete, als hätte er so etwas noch nie zuvor gesehen. „den habe ich letzten montag aus einer drehtür befreit, in der er sich scheinbar verfangen hatte. seitdem weicht er mir nicht mehr von der seite.“
„aha“, meinte simon. „und das findest du nicht seltsam?“
„hm, nein“, antwortete ich. „er stört ja auch nicht. im gegenteil. wenn er nachts neben meinem bett steht, während ich schlafe, fühle ich mich irgendwie… sicherer. geborgen. außerdem riecht er ziemlich gut“, erklärte ich simon, der eine augenbraue hob. „erinnert mich an ein mädchen, das ich mal in einem urlaub in der lüneburger heide kennengelernt habe.“
der mann schaute mich nun an und nickte lächelnd, als würde er sich ebenfalls an das mädchen aus der lüneburger heide erinnern.
„also ich weiß nicht.“ simon musterte den wohlriechenden mann misstrauig. „mir ist der kerl irgendwie unheimlich.“
„er ist aber völlig harmlos, wirklich“, versichterte ich meinem freund. „und sehr schweigsam“, ergänzte ich.
„ja, schweigsam ist er“, bestätigte simon, beobachtete den mann neben mir und überlegte. „komisch“, meinte er nach einer weile, „irgendwie kommt er mir bekannt vor.“
„hat halt ein allerweltsgesicht“, meinte ich lapidar.
„nein, das ist es nicht.“ der fremde lächelte simon unschuldig an, während dieser sich am kinn kratzte und weiter überlegte, woher er den fremden kannte.
„jetzt hab ich es“, schoss es plötzlich aus simon raus, als er meinen stillen begleiter erkannte. „das… das ist dieser durchgeknallte sektenheini. dieser… dieser tom cruise.“
„oh mann“, meinte ich nur und schüttelte fassungslos meinen kopf. „jetzt wo du es sagst…“
„du… du hast tom cruise in meine wohnung gebracht.“ simon fasste sich an den kopf. „ich fass es ja nicht.“
der mann, der sich als tom cruise entpuppte, wich vor meinem augenscheinlich ziemlich wütenden freund zurück, schnappte sich ein kissen und suchte hinter diesem schutz. er wirkte sehr verängstigt und blickte mich hilfesuchend an.
„dabei wirkte er so harmlos, nett und freundlich“, sagte ich und blickte ins leere. „was… was soll ich denn nun mit ihm machen?“, fragte ich schließlich.
„bring ihn doch zurück zur drehtür“, schlug simon vor. „hauptsache er verschwindet aus meiner wohnung.“
„ja. ja, natürlich.“ ich nickte und stand auf. „zurück zur drehtür, das wird das beste sein. da kann er auch keinen schaden anrichten“, sagte ich, „solange ihn da keiner rausholt.“
ich verabschiedete mich kurz von simon und verließ die wohung meines freundes.
tom cruise folgte mir unauffällig in einigen metern abstand.

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noch eine geschichte über hodenohren

„nein. nicht noch eine geschichte über hodenohren“, sagte sie, packte mich an den schultern und schüttelte mich, als würde sie mir die idee aus dem kopf schütteln wollen. „bitte. keine mensch braucht eine weitere geschichte über hodenohren. wirklich, kein mensch.“
„aber geschichten über hodenohren“, sagte ich und versuchte, mich aus ihrem griff zu lösen. „geschichten über hodenohren bewegen die menschen. machen sie traurig. und fröhlich zugleich.“
„du machst dir da was vor“, sagte sie und blickte mich eindringlich an, so wie eine frau ihren mann anschaut, wenn sie ihm sagt, dass sie die flasche doppelkorn, die er jeden morgen trinkt, für zu viel des guten hält. „auch wenn sie dir noch so oft sagen, ‚hey, die geschichte da, von dem jungen mit den hodenohren, die ist toll, phantastisch geradezu‘, sie meinen es nicht so. in wirklichkeit denken sie ‚oh, junge. hodenohren. kein mensch hat hodenohren. was für ein quatsch.'“
„blödsinn“, meinte ich und schaffte es endlich, mich aus ihrem griff zu lösen. „sie lieben geschichten über hodenohren. jeden tag erreichen mich mindestens fünfzig emails von lesern, die mehr geschichten über hodenohren lesen wollen“, log ich. „und weißt du was? sie sollen diese geschichten bekommen. ab heute werde ich nur noch geschichten über hodenohren verfassen. oder gar keine“, fügte ich trotzig hinzu.
„dann lieber gar keine“, sagte sie trocken, drehte sich um und ging.
„gut. dann schreibe ich halt gar keine mehr“, rief ich ihr hinterher, doch eine reaktion blieb aus. „gar keine mehr…“, flüsterte ich, als sie außer hörweite war und ich mir langsam der bedeutung dieser worte bewusst wurde.

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mit unserem essen spielen

„hey, robert. was geht ab?“, sagte ich, als ich die küche betrat, doch robert beachtete mich nicht. er saß am küchentisch und hatte die lippen fest zusammen gepresst, so dass sie einen schmalen, blutleeren strich bildeten, während er mit seinen augen einen haufen ungekochter spaghetti fixierte und dabei sehr angespannt wirkte. er hob mit zwei fingern vorsichtig eine der harten nudeln hoch, so als sei sie eine bombe, die jeden moment und bei der kleinsten unachtsamkeit explodieren konnte.
„was machst du da?“, fragte ich ihn, zog einen stuhl hervor und setzte mich zu ihm, wobei ich ebenso ungeschickt wie unabsichtlich gegen den küchentisch stieß.
der spaghetti-haufen verteilte sich auf dem ganzen tisch, explodierte aber nicht.
„verdammt, pass doch auf.“ robert schaute mich an, als hätte ich ihm gerade aus versehen seine füße am boden festgetackert. einige nudeln kullerten über den rand des tisches, der trotz zahlreicher ausbesserungsversuche fürchterlich schief stand.
„oh, entschuldigung. ich, äh… wusste nicht, dass du…“ ich hatte keinen blassen schimmer, was er da veranstaltete, also ließ ich den satz unvollendet und fragte stattdessen: „warum hast du die nudeln nicht gekocht?“
„weil…“, schnaubte robert wie ein maulhengst kurz vor der kastration, „weil man mit gekochten nudeln nur sehr schlecht mikado spielen kann.“
ich musste zugeben, dass die erklärung mir durchaus einleuchtete. auch wenn ich mir ziemlich sicher war, dass man mikado normalerweise mit bunten holzstäbchen spielt und nicht mit nudeln. „ja, da… ist durchaus was dran“, stimmte ich ihm zu, während robert seine mikado-nudeln vom boden aufsammelte.
„obwohl“, sagte ich nach einer weile, „meine mutter hat immer gesagt, dass man mit essen nicht spielen soll.“
„bei uns war das anders“, meinte robert und klang nun gar nicht mehr aufgebracht, sondern irgendwie bedrückt. „wir… wir mussten sogar mit unserem essen spielen.“
„ach was?“
„damals, nach dem krieg, hatten meine eltern kein geld, um meinem bruder und mir teure spielsachen aus holz oder gar aus plastik zu kaufen“, erklärte mein freund, und ich überlegte, welchen krieg er wohl meinte. ich kam recht schnell zu dem schluss, dass es eigentlich nur der krieg der sterne sein konnte, und vielleicht hatten seine eltern ja ihr ganzes vermögen in teure ’star wars‘-merchandising-artikel gesteckt.
„ich habe sie gehasst“, unterbrach robert meine gedankengänge.
„deine eltern?“
„nein. die ’star wars‘-figuren, für die meine eltern ihr ganzes geld ausgegeben haben.“ ich hatte also tatsächlich recht mit meiner vermutung. „wenn ich doch wenigstens mit den figuren hätte spielen dürfen…“
„durftest du nicht?“, fragte ich.
„nein, natürlich nicht. ich durfte sie ja noch nicht einmal auspacken, nur anschauen.“ robert blickte mir traurig in die augen. „jeden zweiten sonntag.“
„oh, das ist natürlich bitter“, sagte ich und legte meinem freund eine hand auf die schulter. „wirklich sehr bitter.“
nach einigen augenblicken unangenehmen schweigens fragte ich schließlich: „wollen wir vielleicht eine runde mikado spielen?“
robert nickte.
während wir mit den spaghetti mehrere runden mikado spielten und ich sah, wie viel spaß es robert bereitete, beschloss ich, ihm gleich morgen ein richtiges mikado-spiel mit stäbchen aus holz zu kaufen. dass ich noch einen ganzen karton voll mit ’star wars‘-figuren auf dem schrank aufbewahrte, behielt ich aber für mich.

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